Interview - Handelsberater: Warenhaus-Krise hat viel mit Mode zu tun
Der Konzern Galeria Karstadt Kaufhof hat angekündigt, 52 Warenhäuser zu schließen. Der Handelsexperte Johannes Berentzen rät für die verbliebenen zu einem "Einkaufserlebnis" mit kompetenter Beratung vor Ort - sonst sei das Shopping vor dem Computer attraktiver.
Angesichts der Schließung von bundesweit mehr als 50 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof warnt der Handelsexperte Johannes Berentzen davor, die Konkurrenz durch das Online-Shopping weiter zu unterschätzen. Die Krise habe viel mit Mode zu tun, meint der Geschäftsführer der BBE Handelsberatung.
Nach erstem Insolvenzverfahren zu wenig passiert
Bei dem Geschäftsmodell Warenhaus war es ihm zufolge lange so: "Die Ware stand im Vordergrund." Die beste Lage sei heute aber zu Hause im Internet, so Berentzen. Nach dem ersten Insolvenzverfahren sei zu wenig passiert. Wichtig sei es, dringend ein "Einkaufserlebnis" zu schaffen. Man entscheide sich bewusst für einen Vor-Ort-Einkauf und gegen den Computer - da sei eine empathische und kompetente Beratung das große Plus.
Riesige Immobilien mit Kombination aus Pflege, Gesundheit, Wohnen und Campus denkbar
Für die Zukunft gebe es "kein Patentrezept", so Berentzen. Ein Kombination aus Pflege, Gesundheit, Wohnen und Campus sei möglicherweise sinnvoll - vor allem müssten die großen Häuser, die geschlossen werden, künftig Menschen anziehen und die Innenstädte lebendig halten. In Berlin und Brandenburg sind Standorte in Cottbus und in der Wilmersdorfer Straße von Schließungen betroffen. In Berlin soll vorübergehend die Filiale in Berlin-Wedding schließen. Mehr als 4000 Beschäftigte sind betroffen.