Interview - Müller (SPD): Schulschließungen wegen Corona waren zu lang
Vor drei Jahren gab es den ersten Corona-Lockdown. Der damalige Berliner Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagt im Rückblick, dass manche Entscheidung mit heutigem Wissen wohl anders getroffen worden wäre. Die langen Schulschließungen etwa seien "so höchstwahrscheinlich nicht nötig" gewesen.
Vor drei Jahren - am 13. März 2020 - ging Deutschland in den ersten Corona-Lockdown. Schulen und Kitas schlossen, das öffentliche Leben kam mehr und mehr zum Erliegen. Mittlerweile wissen wir mehr über das Virus. Und mit diesen Erkenntnissen denkt Michael Müller (SPD), der damals als Regierender Bürgermeister von Berlin mitentscheiden musste, über manche Maßnahme mittlerweile anders.
Müller (SPD): Politik hat nicht genug unterstützt beim Homeschooling
So sei die Schließung der Schulen aus heutiger Sicht eine "radikale Maßnahme" gewesen, "die so höchstwahrscheinlich nicht nötig war". Es sei damals aber wichtig gewesen, Infektionsketten zu durchbrechen - und an Schulen gebe es eben viele Kontakte. Aus heutiger Sicht seien die Schließungen aber zu lange aufrechterhalten worden. Außerdem habe die Politik nicht ausreichend unterstützt beim Homeschooling. Die anfänglichen Einschränkungen an Schulen hält er aber auch aus heutiger Sicht für richtig.
"Bei abwägenden Fragen immer eher für Gesundheitsschutz entschieden"
Eindeutig zu weit gegangen sie man bei den Einschränkungen von Demonstrationen. "Im Freien Maske tragen, das hätte wohl nicht sein müssen", sagt Müller mit Verweis auf die wissenschaftlichen Erkenntnisse. Doch das habe man damals noch nicht so klar gewusst, betont er die zum damaligen Zeitpunkt bestehenden Unsicherheiten beim Umgang mit Corona. "Wir haben bei vielen abwägenden Fragen dann doch immer uns eher für den Gesundheitsschutz entschieden." So habe man vielen Menschen geholfen und Leben gerettet.
Zudem verteidigt Müller, der seit 2021 Bundestagsabgeordneter ist, dass viele Maßnahmen erst nach längerer Zeit aufgehoben wurden. Es habe immer dann Lockerungen gegeben, wenn es neue Erkenntnisse dazu gab, was geht. "Natürlich war dann auch vieles möglich, als dann im Dezember 2020 es mit dem Impfen losging."