Archivbild: Das Post-Logo steht auf den Jacken der Demonstranten der Deutschen Post, die beim Warnstreik im Februar vor der ver.di-Bundeszentrale auf der Schillingbrücke streiken.
dpa
Bild: dpa Download (mp3, 8 MB)

Interview - Tarifstreit bei der Post: IW kritisiert Verdi-Forderung

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft kritisiert die Forderung von Verdi nach mehr Lohn für die Post-Beschäftigten. "Es muss ein fairer Ausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geschaffen werden - und das sind sicherlich nicht 15 Prozent", sagt IW-Tarifexperte Hagen Lesch.

Zwar sei die Post - anders als beispielsweise die Bahn - gut durch die Pandemie gekommen und stehe "wirtschaftlich gesund" da, sagt Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Jedoch würden die Gewinne schrumpfen. Außerdem fordere Verdi "viel mehr als die Inflationsrate", kritisiert der Tarifexperte.

"Wir sind in einer Situation, wo wir einen allgemeinen Wohlstandsverlust haben, weil wir viel mehr für Energie ausgeben müssen", erklärt Lesch. "Und dieses Geld fehlt natürlich allen: den Arbeitnehmern für den Konsum, den Unternehmen zum Investieren." Deswegen brauche es einen fairen Ausgleich, der aber sicher nicht bei 15 Prozent liege.

Lesch warnt vor "Zweitrunden-Effekten"


Sollte es dazu kommen, dass viele Unternehmen wegen hoher Tarifabschlüsse ihren Beschäftigten deutlich mehr zahlen müssen, werde der Kostendruck noch steigen mit "Zweitrunden-Effekten" als Folge, sagt der IW-Tarifexperte. "Dann wird es unheimlich schwer - ist es ja jetzt schon - für die Europäische Zentralbank, die Inflationsrate wieder auf zwei Prozent zurückzuführen."

Die Reaktion darauf wäre, "Zinsen zu erhöhen und die Konjunktur abzuwürgen", so Lesch. "Und da kann auch eigentlich den Gewerkschaften nicht daran gelegen sein."

Auch auf rbb24inforadio.de

Ein Lastwagen fährt auf das Gelände der Deutsche-Post-DHL-Niederlassung im hannoverschen Stadtteil Anderten.
dpa

Interview - Unbefristeter Streik: ver.di macht Druck auf die Post

Im Tarifstreit bei der Post haben sich knapp 86 Prozent der ver.di-Mitglieder für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Davon betroffen wären "die üblichen Bereiche, die wir in den Warnstreik-Aktionen auch bestreikt haben - also der Paketbereich und der Briefbereich", sagt Benita Unger von ver.di Berlin-Brandenburg.