Interview - Tarifstreit bei der Post: IW kritisiert Verdi-Forderung
Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft kritisiert die Forderung von Verdi nach mehr Lohn für die Post-Beschäftigten. "Es muss ein fairer Ausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern geschaffen werden - und das sind sicherlich nicht 15 Prozent", sagt IW-Tarifexperte Hagen Lesch.
Zwar sei die Post - anders als beispielsweise die Bahn - gut durch die Pandemie gekommen und stehe "wirtschaftlich gesund" da, sagt Hagen Lesch vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Jedoch würden die Gewinne schrumpfen. Außerdem fordere Verdi "viel mehr als die Inflationsrate", kritisiert der Tarifexperte.
"Wir sind in einer Situation, wo wir einen allgemeinen Wohlstandsverlust haben, weil wir viel mehr für Energie ausgeben müssen", erklärt Lesch. "Und dieses Geld fehlt natürlich allen: den Arbeitnehmern für den Konsum, den Unternehmen zum Investieren." Deswegen brauche es einen fairen Ausgleich, der aber sicher nicht bei 15 Prozent liege.
Lesch warnt vor "Zweitrunden-Effekten"
Sollte es dazu kommen, dass viele Unternehmen wegen hoher Tarifabschlüsse ihren Beschäftigten deutlich mehr zahlen müssen, werde der Kostendruck noch steigen mit "Zweitrunden-Effekten" als Folge, sagt der IW-Tarifexperte. "Dann wird es unheimlich schwer - ist es ja jetzt schon - für die Europäische Zentralbank, die Inflationsrate wieder auf zwei Prozent zurückzuführen."
Die Reaktion darauf wäre, "Zinsen zu erhöhen und die Konjunktur abzuwürgen", so Lesch. "Und da kann auch eigentlich den Gewerkschaften nicht daran gelegen sein."