Menschen laufen durch zerstörte Straßenzüge in der türkische Stadt Antakya.
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Interview - Fachanwalt: Behörden wollen Zuwanderung verhindern

Die Lage in den Erdbebengebieten in der Türkei und Syrien ist und bleibt dramatisch. Deutschland will Betroffenen mit Visaerleichterungen helfen, damit sie bei Familienangehörigen unterkommen können. Doch die Antragsverfahren sind zu kompliziert und stocken, kritisiert Martin Manzel, Fachanwalt für Migrationsrecht.

Vor vier Wochen hat der Berliner Senat beschlossen, Betroffenen aus den Erdbebengebieten in der Türkei und Syrien zu helfen. Sie sollen schneller als üblich Visa erhalten, um für bis zu 90 Tage zu Verwandten nach Berlin reisen zu können.

Manzel: Bewusste Taktik, um Anträge gering zu halten

 

Es gebe aber große Probleme mit den Verpflichtungserklärungen, erklärt der Fachanwalt Martin Manzel. "Wer seine Verwandten einlädt, muss für diese bürgen, und das macht man bei der regionalen Ausländerbehörde", so der Rechtsexperte. Dafür bekämen viele Menschen aber keinen Termin, was die Verfahren zum Stocken bringe. Das sei ein hausgemachtes Personalproblem, das es nicht nur in Berlin gebe.

Bis letzte Woche seien in ganz Deutschland weniger als 1000 Visa erteilt worden. "Man könnte viel schneller agieren", sagt der Anwalt. Es gebe viele Möglichkeiten, um die Beantragung der Visa zu beschleunigen. "Ich gehe fest davon aus, dass das eine ganz bewusste Taktik ist, um die Zahl der Anträge gering zu halten, weil man Angst vor Zuwanderung hat", sagt Manzel.