Interview - "Deutschlandtakt" verzögert sich um voraussichtlich 40 Jahre
2030 sollte der "Deutschlandtakt" mit mehr Verbindungen zwischen den Metropolregionen starten. Nun soll es Jahrzehnte länger dauern. Hans Leister, Co-Vorsitzender der Koordinierungsgruppe Deutschlandtakt, erklärt, warum es so lange dauert und an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, damit es schneller geht.
Jede halbe Stunde eine schnelle Zugverbindung zwischen den großen deutschen Städten - 2030 sollte dieser "Deutschlandtakt" starten. Doch daraus scheint nichts zu werden. Michael Theurer (FDP), Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, sagt, das Projekt werde in den nächsten 50 Jahren umgesetzt.
Hans Leister ist Co-Vorsitzender der Koordinationsgruppe Deutschlandtakt. Er relativiert die Aussage Theurers: "Der Deutschlandtakt ist ein Bauplan […] und den haben wir seit 2020. Wie schnell gebaut wird, das ist natürlich eine Frage, wie viel Geld da ist und wie das Planungsrecht aussieht – und an diesen beiden Stellschrauben müssen wir jetzt drehen."
"Kein schlechtes, nur ein unzuverlässiges Angebot"
Dass 2030 alles fertig sein würde, sei von Anfang an fraglich gewesen, so Leister. Die Aussage Theurers verstehe er auch als Appell, genügend Geld zur Verfügung zu stellen, um die Pläne zu verwirklichen. Allerdings stehe Deutschland im internationalen Vergleich gar nicht so schlecht da.
Man habe kein schlechtes Angebot, nur ein sehr unzuverlässiges, so Leister: "Wir haben ein überlastetes Netz, das produziert Verspätungen. Und wir fahren einen Fahrplan, für den das Netz nicht wirklich gebaut wurde. Und das klemmt und knirscht hinten und vorne. […] deshalb brauchen wir den Ausbau am Fahrplan entlang."
Auch in der Schweiz hat es lange gedauert
Das große Vorbild für den Deutschlandtakt sei ja die Schweiz – doch auch da sei es nicht so schnell gegangen, sagt der Co-Vorsitzende: "Die Schweizer haben 1982 entschieden: Wir bauen so etwas. Und 23 Jahre später war die erste große Etappe fertig. Das hat also auch lange gedauert in der Schweiz."