Interview - Wirtschaftsexperte Fuest: Inflation wird langsam sinken
Von Mittwoch an gelten die Strom- und die Gaspreisbremse. Die Inflation wird in den kommenden Monaten langsam absinken, prognostiziert Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung. Trotzdem gehe auch das Wohlstandsniveau in Deutschland weiter zurück.
Am Mittwoch treten die Preisbremsen für Gas und Strom in Kraft. Sie gelten rückwirkend auch für Januar und Februar. Der Staat zahlt Haushalten und kleineren Unternehmen für 80 Prozent ihres Vorjahresgasverbrauchs die Differenz zwischen Preisdeckel und ihrem Vertragspreis. Industriekunden erhalten schon seit Januar Entlastungen beim Gaspreis – und auch der Strompreis wird nun für Unternehmen und Privathaushalte gedeckelt.
Fuest: Deutsche Volkswirtschaft ist ärmer geworden
Ebenfalls am Mittwoch gibt das Statistische Bundesamt seine erste Schätzung für die Inflationsrate im Februar bekannt. Aufgrund der derzeit sinkenden Energiepreise spielten die Preisbremsen keine so große Rolle bei der Entwicklung der Inflation mehr, erklärt Fuest. Aber: "Die Inflation verbreitert sich, weil eben Löhne schneller steigen, weil andere Kosten immer noch zunehmen." Der Ökonom rechnet deshalb mit einer langsam sinkenden Inflation in der nächsten Zeit.
Die insgesamt hohe Inflationsrate sei dadurch begründet, dass insbesondere importierte Waren in Deutschland teurer geworden sind. "Das heißt, wir sind als Volkswirtschaft insgesamt etwas ärmer geworden", sagt Fuest. "Das bedeutet, dass unser Wohlstandsniveau zurückgeht." Ob sich die Inflation verfestigt oder nicht, hänge von den jetzt zu treffenden Maßnahmen ab. Wenn etwa bei den Löhnen ein vollständiger Inflationsausgleich verlangt werde, würden Unternehmen diese Kostensteigerungen an die Preise weitergeben.