Interview - Friedrich-Ebert-Stiftung: Menschen nach Erdbeben weiter unter Schock
Nach den verheerenden Erdbeben in der Südosttürkei sind mittlerweile über 50 000 Tote in dem Land und im angrenzenden Syrien gezählt. Yasemin Ahi von der Friedrich-Ebert-Stiftung berichtet von Angst, Beschwerden über die Versorgungslage und Repressionen seitens der Regierung.
Yasemin Ahi von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Istanbul hat die Erdbebenregion Gaziantep, wo vor rund drei Wochen Häuser einstürzten und Tausende Menschen starben, besucht. Die Menschen haben Angst und seien noch im Schockzustand, berichtet sie von ihren Eindrücken.
Viele Menschen in Zeltstädten untergebracht
Einige konnten bei Verwandten unterkommen, anderen müssten in Zeltstädten leben. Die Versorgungslage sei teils angespannt. Trinkwasser werde in die Zeltstädte gebracht, es gebe Beschwerden über wenige Toiletten, so Ahi. Internationale Hilfe sei aber angekommen.
"Die Repression ist sehr hoch"
Zu schaffen mache vielen Menschen, dass Kritik an der türkischen Regierung mit Landesverrat gleichgesetzt werde, sagt Ahi. "Die Repression ist sehr hoch." Die Menschen seien sehr vorsichtig, was sie sagten. Die Wut gehe nicht direkt in Richtung der Regierung, sondern eher in Richtung Bauunternehmen und leider auch in Richtung Geflüchtete. Letztlich habe die Naturkatastrophe aber gezeigt: Der Katastrophenschutz des Landes sei nicht gut vorbereitet gewesen.