Interview - Osteuropa-Expertin: Westen will globalere Allianz gegen Russland
In Bayern tagt bis Sonntag die Münchner Sicherheitskonferenz mit Politikerinnen und Experten aus 96 Ländern. Die westlichen Länder wollen dabei ein "hörbares Signal" der Geschlossenheit senden, sagt Osteuropa-Expertin Gwendolyn Sasse. Und China spielt ihrer Ansicht nach in diesem Jahr eine besondere Rolle.
Sasse ist wissenschaftliche Direktorin des Zentrums für Osteuropa- und Internationale Studien in Berlin. Sie sagt, dass der Westen auf der diesjährigen Sicherheitskonferenz in München zeigen wolle, dass er auch zu längerfristigen Waffenlieferungen bereit ist. Ein wichtiger Punkt sei auch, "dass man eben auch eine globalere Allianz noch schmieden will, und dazu gehört der globale Süden und dazu gehört vielleicht auch China".
"Bisher hat China sich bewusst zurückgehalten"
Der chinesische Präsidentenberater und somit der wichtigste Außenpolitiker des Landes, Wang Yi, ist auch nach München gereist und plant im Anschluss einen Besuch in Moskau. "Bisher hat China sich bewusst zurückgehalten", sagt Sasse über die chinesische Rolle im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Eine Ausnahme sei, dass China den Einsatz von Atomwaffen als rote Linie sieht und angekündigt habe, dass sich in dem Fall das chinesisch-russische Verhältnis stark verändern würde. Abgesehen davon habe China aber eine pragmatische Position eingenommen und profitiere davon, dass Russland wirtschaftlich immer abhängiger von China werde.
Sasse: China hat vor allem eigene Interessen im Blick
Auf die Frage, ob China zum Vermittler zwischen der Ukraine und Russland werden könnte, sagt Sasse: "Man muss auf alle verschiedenen Wege hoffen, nur bisher gibt es dafür keine wirklichen Anzeichen." Interessant sei aber, dass China wie auch in den anderen Jahren hochkarätig vertreten sei auf der Münchner Sicherheitskonferenz. "China hat vor allem seine eigenen Interessen im Blick, da geht es weniger um die Ukraine an sich."