Rishi Sunak verlässt die 10 Downing Street.
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Interview - Sunaks Politik für Historiker "außer Sicht der meisten Briten"

Seit 100 Tagen ist Rishi Sunak Premierminister in Großbritannien - damit ist er schon jetzt länger im Amt als seine Vorgängerin Liz Truss. Der britische Historiker und Politologe Anthony Glees zieht Bilanz und sieht Altlasten - teils selbst verschuldet.

"Ich glaube, Sunak ist vernünftig", sagt Glees, "und das unterscheidet ihn in allen Richtungen von seinen zwei Vorgängern, Liz Truss, die idiotisch war, und Boris Johnson, der ein verlogener Gauner war." In diesem Sinne sei Sunak eine Verbesserung.

Glees spricht aber auch von "Chaos" in Großbritannien. Viele Altlasten von Truss haben dem Historiker zufolge nicht direkt etwas mit Sunak zu tun. Sunaks Pro-Brexit-Haltung bereits als Mitglied von Johnsons Regierung kritisiert Glees aber. Nach seiner Ansicht resultieren viele Probleme in Großbritannien aus dem Brexit.

Historiker sieht Brexit kritisch

 

Glees glaubt, dass Sunaks Verprechungen von wirtschaftlichen und informationstechnischem Aufschwung an der Lebensrealität der Menschen vorbeigehen. "Das ist völlig außer Sicht der meisten Briten." Es sei ein Land, "wo man jede Stunde hofft, dass man nicht ins Krankenhaus muss, dass man keinen Krankenwagen braucht, dass man keine Schulkinder hat [...]" In allen Bereichen würde ständig gestreikt. Daran schuld sei der Brexit mit seinen wirtschaftlichen und politisch-gesellschaftlichen Folgen.

Eine Voraussage, wie zukünftige Wahlen ausfallen könnten, fällt Glees schwer. "Kein Mensch weiß, wie die Zukunft aussieht, das ist die britische Tragödie."