Andrij Melnyk, früherer Botschafter der Ukraine in Deutschland
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Interview - Melnyk hofft auf schnellen Start der EU-Beitrittsverhandlungen

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und weitere EU-Spitzenvertreter sind ab Donnerstag in Kiew. Bei dem Treffen geht es auch um den EU-Beitritt der Ukraine. Andrij Melnyk, Vize-Außenminister und ehemaliger Botschafter der Ukraine in Deutschland, hofft auf eine Empfehlung für Beitrittsverhandlungen noch in diesem Jahr.

Der ukrainische Vize-Außenminister Andrij Melnyk erwartet, dass die EU-Kommission schnell eine positive Bilanz der bisherigen Bemühungen seines Landes zum Beitritt zieht. "Das würde bedeuten, dass wir hoffentlich schon in diesem Jahr eine Empfehlung bekommen von der Kommission, Beitrittsverhandlungen zu beginnen", sagt der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland.

Melnyk: EU-Beitritt vielleicht in fünf Jahren realistisch

 

Vor dem zweitägigen Besuch von EU-Spitzenvertretern in Kiew betont Melnyk, dass er sehr dankbar sei für die Entscheidung für den Kandidatenstatus im vergangenen Jahr - "ausgerechnet mitten im Krieg". Es sei jetzt aber noch zu früh, über ein Datum für den möglichen Beitritt der Ukraine zu sprechen. Hauptsache sei, "dass wir unsere Hausaufgaben sehr sehr schnell machen - und das haben wir auch gezeigt", sagt Vize-Außenminister Melnyk. Ein EU-Beitritt in fünf Jahren sei vielleicht realistisch.

Ukraine fordert weitere Kampfpanzer

 

Für die kürzlich getroffenen Zusagen für Kampfpanzerlieferungen sei er Deutschland sehr dankbar. "Aber wir müssen nachlegen", sagt Melnyk, der einen weiteren großen Angriff Russlands befürchtet. Die deutsche Rüstungsindustrie habe noch sehr viele Kampfpanzer auf Lager. Zudem kritisiert er, dass die Entscheidung für Leopard-Lieferungen zu lange gedauert habe: "Wir haben seit den ersten Kriegswochen darum gebeten." Dennoch werde diese militärische Hilfe jetzt sehr wichtig sein.

Ursula von der Leyen in Kiew

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist am Donnerstagmorgen zu einem zweitägigen Besuch in Kiew eingetroffen. Bei ihrer Ankunft sicherte sie der Ukraine weitere Unterstützung der EU zu. Die Staatengemeinschaft stehe wie gehabt "fest zur Ukraine", unterstrich sie bei Twitter. Die EU wolle "unsere Unterstützung und Zusammenarbeit weiter vertiefen". Von der Leyen wurde von anderen Kommissionsmitgliedern begleitet.

Bei den zweitägigen Gesprächen der EU-Kommission mit der ukrainischen Regierung in Kiew geht es unter anderem um juristische Möglichkeiten zur Ahndung des russischen Angriffskriegs und den ukrainischen Wunsch nach einem möglichst schnellen EU-Beitritt.

Am Freitag findet in Kiew ein EU-Ukraine-Gipfel mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj statt. Neben von der Leyen will daran auch EU-Ratspräsident Charles Michel teilnehmen. AFP

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Wolodymyr Selenskyj begrüßt Ursula von der Leyen.
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Interview - Expertin: EU-Besuch in Kiew ist deutliches Zeichen an Moskau

Ursula von der Leyen und weitere Vertreterinnen und Vertreter der EU-Kommission sind am Donnerstag in Kiew zu einem zweitägigen Gipfel eingetroffen. Dabei soll es auch um den möglichen Beitritt der Ukraine zu EU gehen. Russland setze darauf, dass dieser Prozess sehr lange dauere, sagt Sarah Pagung, Sicherheitsexpertin der Körber-Stiftung.