Interview - Medikamentenengpässe: Vogler (Linke) unterstützt Lauterbachs Plan
Die Krankenkassen sollen vorerst höhere Preise für bestimmte Arzneimittel übernehmen. Das plant Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) als Reaktion auf die Lieferengpässe. Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion, begrüßt das. Sie fordert auf lange Sicht mehr Transparenz bei der Preisbildung.
Die Linksfraktion im Bundestag unterstützt die Pläne von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gegen die aktuellen Medikamentenengpässe. Die gesundheitspolitische Sprecherin der Fraktion, Kathrin Vogler, begrüßt, dass Krankenkassen vorerst höhere Preise für bestimmte Arzneimittel übernehmen sollen. "Ich freue mich, dass endlich ein Verantwortlicher in der Bundesregierung das Thema mit den Lieferengpässen an- und ernstnimmt."
In den vom Gesundheitsministerium vorgelegten Eckpunkten gebe es durchaus Ansätze, die in Ordnung seien. "Kurzfristig ist es sicherlich richtig, was Herr Lauterbach jetzt vorschlägt, also die Preise einfach zu erhöhen, dass die Krankenkassen das 1,5-fache des bisherigen Festpreises für bestimmte Kinderarzneimittel erstatten sollen."
Vogler (Linke): Neue Medikamente kommen zu Mondpreisen auf den Markt
Allerdings sei ihr Eindruck, dass dringend eine grundsätzliche Reform der Preisbildung bei Medikamenten nötig sei. "Neuzugelassene patentierte Arzneimittel werden zu immensen Preisen, geradezu Mondpreisen, auf den Markt geworfen. Dafür sind gute, alte, bewährte Medikamente, deren Patentschutz ausgelaufen ist, inzwischen billig wie Dreck, werden kaum noch in Deutschland und Europa produziert, und wenn dann eine Störung der Lieferketten eintritt, haben wir ein Problem."
Wenig Preistransparenz bei Forschung und Produktion
Die Kosten für die Forschung seien in der Regel nicht so hoch, wie von der Industrie behauptet. Weder für die Forschung noch für die Produktion gebe es eine ausreichende Preistransparenz. "Bei der anderen Gruppe, den Generika, hat die Preisdeckelung dazu geführt, dass es eine Oligopol- oder sogar Monopolbildung gegeben hat, dass nur noch wenige Hersteller, manchmal nur ein einzige, einen bestimmten Wirkstoff produzieren." Dieses System sei sehr anfällig für Störungen.
Bei bestimmten Medikamenten sollten deshalb die Preise erhöht oder Rabattverträge abgeschafft werden. In der Folge müsse man sich im nächsten Jahr allerdings auch ansehen, wie die Krankenkassen künftig finanziert werden sollen.