Interview - Krankenkassen kritisieren Pläne gegen Medikamentenmangel
Um die Engpässe bei Arzneimitteln zu beheben, will Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Preisregeln lockern oder abschaffen. Florian Lanz vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherer (GKV) hält das für aktionistisch. Das sei ein Geschenk für die Pharmaindustrie, die ihren Lieferverpflichtungen nicht nachkomme.
Es sei klar, dass etwas passieren müsse, so Lanz. "Es ist skandalös, dass - insbesondere in einem so reichen Land wie Deutschland - Kinder jetzt Probleme haben, einfache Medikamente zu bekommen." Eine Preiserhöhung löse aber nicht die strukturellen Probleme. "Das klingt hier für uns sehr nach Aktionismus", so Lanz. Die Politik habe die Probleme vorher aber jahrelang verschlafen.
Lanz: Pharmaunternehmen halten Verträge nicht ein
Das Problem liege bei den Pharmaunternehmen, die mit den Krankenkassen Rabattverträge geschlossen hätten, diese jetzt aber nicht einhielten. Anstatt die Unternehmen dafür zu kritisieren, sollten jetzt aber die Versicherten über ihre Krankenkassenbeiträge höhere Medikamentenpreise finanzieren. "Das ist schon eine wirklich erstaunliche Entwicklung und ich kann mir keine andere Branche vorstellen, wo man so etwas machen würde", sagt Lanz.
Die Krankenkassen fordern einen langfristigeren Lösungsansatz. Dazu gehörten mehr Transparenz, verlässliche Meldeketten und Zwischenlager. Darüber könne man etwa Lieferkettenprobleme ausgleichen. Ein anderer Ansatz sei, mehr Medikamentenhersteller nach Europa zu bringen. Dafür brauche es aber mehr Bemühungen der Politik, etwa Wirtschaftsförderung. "So etwas macht man nicht mit einem Eckpunktepapier, da ist langfristiges politisches Handeln gefordert", sagt Lanz.