Interview - Experte: Razzia zeigt, wie gefährlich Reichsbürger-Szene ist
50 Menschen aus der Reichsbürger-Szene sollen eine terroristische Vereinigung gebildet haben. Das Aufgebot der Polizei bei der Festnahme von 25 von ihnen zeige die Dramatik, sagt Autor Andreas Speit. So unterschiedlich Reichsbürger seien, eines sei ihnen gemein: Sie akzeptierten den Staat nicht und wollten ihn angreifen.
Nach der Razzia mit 25 Festnahmen in der Reichsbürger-Szene warnt der Autor Andreas Speit vor der Bereitschaft dieser Menschen mit Waffen gegen den Staat vorzugehen. Offenbar habe die Gruppe den geplanten Umsturz ernst gemeint, so Speit, der das Buch "Reichsbürger, die unterschätze Gefahr" geschrieben hat.
Heterogenes Spektrum: Adlige, AfD-Anhänger und Menschen aus Sicherheitskreisen
Die Durchsuchungen und Festnahmen haben Speit zufolge unter massivem Schutz der Polizei stattgefunden - das zeige die Angst vor Schießereien und die Dramatik der Situation werde deutlich. Die Menschen in der Reichsbürger-Szene seien ein "heterogenes Spektrum". Man habe es mit einem adligen Milieu, Anhängerinnen und Anhängern der AfD und Personen aus Sicherheitskreisen zu tun: "Das ist eine sehr gefährliche Mischung."
Speit: Wollen den Staat delegitimieren
So unterschiedlich die Ideologien innerhalb der Szene seien - das Deutsche Reich bestehe weiter, das König- oder Kaiserreich müsse ausgerufen werden oder die BRD sei eine Firma - gemeinsam haben sie laut Speit: Sie wollten den Staat delegitimieren. Da die Menschen ihn nicht akzeptierten, können sie ihn demzufolge auch angreifen.
Warnung davor, Reichsbürger als irre abzutun
Viele Menschen aus der Reichsbürger-Szene seien bewaffnet und wiesen eine innere Radikalität auf, so Speit. Sie gingen von einem "Recht auf Selbstschutz" aus - und warteten auf einen "Tag X". In der Vergangenheit habe man diese Menschen, oft vorschnell als irre abgetan, was ein Fehler sei. Es habe die Tendenz gegeben, eine politische Bewegung "zu pathologisieren".