Interview - Ökonom: Europa hat Dominanz beim Handel mit russischem Öl verloren
Seit Montag gilt für russisches Öl, das mit Tankern geliefert wird, ein Preisdeckel von 60 Dollar je Fass. Das ist Teil der G7-Sanktionen gegen Russland. Norbert Rücker, Chefökonom bei der Bank Julius Bär, erwartet keine großen Preisanstiege. Der Handel mit russischem Öl habe sich ohnehin von Europa nach Asien verschoben.
Mit vielen Fragezeichen versehen seien die Folgen des nun in Kraft getretenen Preisdeckels auf russisches Öl, sagt Norbert Rücker. Er ist Chefökonom und Leiter der Rohstoffanalyse beim Bankhaus Julius Bär in Zürich. Große Auswirkung auf die Versorgungslage erwartet Rücker aber nicht - also, dass "der Ölpreis weiter ansteigt und wir weiterhin ein Inflationsproblem haben".
Es sei wahrscheinlich, dass künftig der asiatische Markt alle Exporte von russischem Öl kompensieren könne. Dort habe man sich infrastrukturell insbesondere in diesem Jahr verstärkt. "Deswegen denke ich wirklich, dass man unterschätzt, inwiefern Europa diese Dominanz bezüglich dem Handel von russischem Erdöl und Erdölprodukten verloren hat", sagt Rücker.
Ökonom geht von Normalisierung des Ölmarkts aus
Noch sei jedoch unklar, ob die Logistik in diesen Ländern wirklich die Kapazität aufweise, unabhängig vom Preisdeckel zu operieren. Das werde sich in den kommenden Tagen und Monaten zeigen. Er gehe aber davon aus, dass sich der Ölmarkt normalisiere und es keine Angebotslücke geben werde.