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Interview - Virologe Stürmer zum Infektionsschutzgesetz: "Was verpflichtend gelten wird, ist relativ wenig"

Mit einer erneuten Anpassung des Infektionsschutzgesetzes will die Bundesregierung eine große Corona-Welle im Herbst verhindern. Der Virologe Martin Stürmer glaubt nicht, dass die beschlossenen Schutzmaßnahmen gegen die Herbstwelle ausreichen werden.

Am Mittwoch haben Gesundheitsminister Karl Lauterbach und Justizminister Marco Buschmann die geplanten Änderungen für das Infektionsschutzgesetz vorgestellt. Um eine erneute große Welle der Corona-Pandemie im Herbst zu verhindern, soll ab Oktober weiter bundesweit einheitlich eine Maskenpflicht im Fernverkehr der Bahn und im Flugzeug gelten. Die Entscheidungen über eine Maskenpflicht im Nahverkehr sowie in öffentlichen Innenräumen soll dagegen bei den Ländern liegen.

Für den Virologen Martin Stürmer reicht das nicht aus. "Wenn sie sich mal anschauen, was letztlich verpflichtend gelten wird, ist das relativ wenig." Eine Maskenpflicht im Flugzeug macht für den Mediziner nur bei einer gemeinsamen Regelung auf europäischer oder globaler Ebene Sinn. Und auch die Regelung, dass im Fernverkehr der Bahn eine Maskenpflicht gelten soll, während die Länder selbst über das Maske tragen im öffentlichen Nahverkehr entscheiden dürfen, hält Stürmer für halbherzig.

Hoffnung auf angepasste Impfstoffe

 

Für den Herbst prognostiziert der Virologe einen erneuten drastischen Anstieg der Corona-Infektionen. Er befürchtet, dass es durch die wenigen bundesweiten Regelungen dann erneut zu einem Flickenteppich aus verschiedenen Corona-Schutzmaßnahmen kommen könnte. "Dann ist es nicht wirklich sinnvoll, wenn sich die Bundesländer erstmal unterschiedlich aufstellen." Außerdem würden Regelungen, die vom Bund kommen, auch noch mal ein größeres Gewicht beigemessen.

Hoffnung gegen die nächsten Corona-Wellen machen dem Virologen die auf die neuen Virusvarianten angepassten Impfstoffe von Biontech-Pfizer und Moderna, die ab September in Deutschland verfügbar sein sollen. Für die Zulassung der angepassten neuen Corona-Impfstoffe seien aktuell aber noch weitere Studien notwendig, so Stürmer. Sollten die aber bis September abgeschlossen und eine Zulassung erfolgt sein, würde das noch reichen, um die Herbstwelle abzubremsen.