
Interview - Südosteuropa-Experte: Scholz' Reise sendet Signal an Brüssel
Bundeskanzler Olaf Scholz besucht Kosovo und Serbien: Zwei hochzerstrittene Anwärter auf eine EU-Mitgliedschaft. Dusan Reljic, Südosteuropa-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik, sieht in der Reise ein Signal, dass die Ukraine nicht allzu schnell den Kandidatenstatus bekommen sollte.
"Für Serbien ist Kosovo kein Staat, sondern eine abtrünnige Provinz.", erklärt Reljic. Viele Mitgliedsstaaten der UNO würden das genauso sehen - und auch fünf EU-Länder. Besonders problematisch sei, dass Russland und China als Mitglieder des UN-Sicherheitsrates Kosovo nicht anerkennen würden. "Das bedeutet, dass eine Regelung für die Zukunft Kosovos derzeit nicht absehbar ist", so der Experte. "Und das vergiftet natürlich die Atmosphäre zwischen Belgrad und Pristina."
Beide - sowohl Serbien als auch Kosovo - bemühen sich darum, in die EU aufgenommen zu werden. Nach Reljics Einschätzung soll die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) unter anderem ein Signal an Brüssel geben: "Dass man nicht allzu schnell mit dem Kandidatenstatus für Ukraine, Georgien und Moldawien treiben sollte." Denn die EU engagiere sich seit 30 Jahren in Südosteuropa und habe es nicht geschafft, die offenen Probleme dort zu regeln, so Reljic. "Dann würde eine schnelle Aufnahme der Ukraine und Georgiens und Moldawiens noch größere Probleme für die EU schaffen."