
Interview - Politologe: Wahlkämpfer für niedrige Wahlbeteiligung in NRW verantwortlich
Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen lag die Wahlbeteiligung bei 55,5 Prozent. Das ist der historisch niedrigste Stand. Der Politologe Klaus Schubert sagt: "Es war keine Wählermüdigkeit, sondern eine Kandidatenmüdigkeit." Zudem seien die Unterschiede zwischen den Parteien nicht rübergekommen.
Der Hauptpunkt für die Wahlbeteiligung in Nordrhein-Westfalen liege darin, "dass der Herausforderer kein Herausforderer war und dass der Amtsinhaber war", sagt der Politikwissenschaftler von der Universität Münster, Klaus Schubert. Im Wahlkampf hätten sich die beiden Spitzenkandidaten von CDU und SPD gegenseitig geschont und mit "Wattebäuschchen gepustet".
Es sei nicht klar geworden, für welche Inhalte - in dem Fall landespolitischen Inhalte - die einzelnen Parteien stehen. Unterschiede zwischen CDU und SPD seien nicht rübergekommen. "Das Problem ist, es war keine Wählermüdigkeit, sondern es war eher eine Kandidaten- oder Parteienmüdigkeit, die vorgeführt wird."
Politologe: CDU und SPD haben ihre unterschiedlichen Positionen nicht in die Bevölkerung getragen
Landespolitisch sei nichts rübergekommen. In der Schul-, Sicherheits-, Wirtschaftspolitik sowie beim Thema der Arbeitsplätze wäre nach Ansicht des Politologen viel Luft gewesen, die unterschiedlichen Positionen in die Bevölkerung zu tragen. "Und das hat eben nicht stattgefunden", so Schubert.
Dass 45 Prozent der Menschen in NRW nicht zur Wahl gegangen seien, sei ein "Trauerspiel ohnegleichen". Eine Wahlbeteiligung von 55,5 Prozent sei eine große Blamage "und muss den Wahlkämpfern angelastet werden", sagt Politikwissenschaftler Schubert.