Interview - Polnischer Vize-Außenminister: Deutsches Zögern bei Waffenlieferung ist enttäuschend
Die ukrainische Regierung bittet den Westen seit Wochen um schwere Waffen. Doch die deutsche Bundesregierung hält sich bisher zurück. Der polnische Vize-Außenminister Szymon Szynkowski vel Sęk findet das enttäuschend und fordert Deutschland zum Handeln auf.
Am Montag hat laut Angaben der ukrainischen Regierung die erwartete russische Offensive im Osten der Ukraine begonnen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bat den Westen zuvor wochenlang um die Lieferung schwerer Waffen. Polens Vize-Außenminister Szymon Szynkowski vel Sęk fordert Deutschland nun zum Handeln auf.
Das Zögern der Bundesregierung, das er seit Wochen beobachte, sei enttäuschend, kritisiert Szynkowski vel Sęk. "Wenn wir der Ukraine jetzt nicht helfen, werden alle in Europa die Konsequenzen spüren." Drei Schritte seien jetzt entscheidend: ein Embargo für russisches Öl, Gas und russische Kohle. Außerdem müsse die Ukraine mehr Waffen und eine konkrete EU-Beitrittsperspektive bekommen.
Deutschland wird seiner Führungsrolle nicht gerecht
"Man muss auf diese Logik verzichten, dass wir jetzt nicht viel machen sollen, um Russland nicht zu provozieren." Russland sei ein Aggressor und die Ukraine ein Opfer. "Wir als Europäische Union sind insofern auch ein Opfer, weil unsere zukünftige Sicherheit und Stabilität bedroht ist", so der polnische Außenpolitiker.
In dieser Bedrohungslage werde Deutschland jedoch aktuell seiner Führungsrolle in der EU nicht gerecht. "Von führenden Staaten würde ich erwarten, insbesondere in einer Krise, ein wirklicher Leiter zu sein, ein Staat, der Entscheidungen trifft, denen andere Länder folgen." Das sehe man von Deutschland derzeit leider nicht. Er freue sich aber, dass immer mehr deutsche Politiker verlangen, dieser Verantwortung nachzukommen.