Zwölfzweiundzwanzig - Ist die Freiheit am Ende, Herr Bröning?
Stand die Idee der Freiheit unter progressiven politischen Kräften hoch im Kurs, wird sie zunehmend von Rechtsaußen besetzt. Welche Gefahren diese Entwicklung birgt und wie ein zeitgemäßer linker Freiheitsbegriff aussehen könnte, diskutiert Sabina Matthay mit dem Politologen Michael Bröning.
"Links und Frei", so überschrieb SPD-Ikone Willy Brandt seine Autobiografie. Ein Beleg, wie hoch die Freiheit unter Linken in der Vergangenheit in Kurs stand. Inzwischen geben Teile der Progressiven den Universalismus zugunsten von Partikularinteressen auf, beobachtet Michael Bröning, der Mitglied der SPD-Grundwertekommission ist.

Er hält dies für gefährlich: "Ich glaube, dass es für progressive Kräfte an der Zeit ist, sich daran zu erinnern, dass Freiheit (...) bedeutet Partizipation, Teilhabe, Gleichberechtigung, gleiche Chancen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Freiheit eben auch bedeutet: Freiheit von Bevormundung, Freiheit von staatlicher Übergriffigkeit und Freiheit von Gängelung. Der progressiver Freiheitsbegriff, der verbindet diese beiden Elemente, und da gibt es einen wunderbaren jüdisch-britischen Philosophen Isaiah Berlin, der gesagt hat 'Freiheit ist Freiheit'. Und daran sollten wir uns auch auf der Linken regelmäßiger erinnern."