Üppig weihnachtlich dekorierte Schaufenster (Bild: colourbox.com)
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- Weniger ist mehr

Weihnachten XXL ist das Motto des diesjährigen Adventskalenders von Inforadio. Hendrik Schröder hat den Eindruck, dass jedes Jahr noch ein X dazu kommt, und er fragt sich: Muss das so sein?

Ich bin nicht der Erste der fehlende Besinnlichkeit und eine totale Kommerzialisierung von Weihnachten kritisiert und neu ist das nicht. Aber mir kommt es so vor, als sei es noch nie so schlimm gewesen.

Das ist ja keine Werbung, was uns allerorten dann umgibt, das sind Kaufbefehle. Und die erzeugen Druck. Konsumdruck. Jedes Jahr mehr. Mehr Geschenke, mehr Schmuck, mehr Lichter, mehr, mehr, mehr.

Stellen Sie sich mal in der Vorweihnachtszeit eine Stunde lang unauffällig in eine Shopping Mall und beobachten sie ihre Mitmenschen. Ist das Seligkeit, Vorfreude in deren Gesichtern? Ich lach mich tot. Das ist Stress. Blanker Stress. Wofür?

So wie die Band "Kommando Sonnenmilch" mit ihrem Song "es gibt keinen Weihnachtsmann" habe ich es auch jahrelang gehalten: Lasst mich in Ruhe, ich boykottiere Weihnachten einfach. Aber je älter meine Tochter wird, umso schwieriger wird es, sich dem Fest zu entziehen. Und man will den Kids ja auch nicht vermiesen, was einen selbst als Kind wahnsinnig erfreut hat. Also muss ich eine irgendwie positive Haltung zu Weihnachten bekommen und mich gleichzeitig, auch zum Wohle der Tochter, gegen den konsumistischen Irrsinn wehren.  Und das macht mich wütend. Ich möchte nicht in so einer Welt leben. In der die Menschen sich mit Dingen überhäufen, die sie nicht brauchen, aber immer weniger zu sich selbst finden.

Manchmal überlege ich, warum die Christen eigentlich nicht Sturm laufen gegen das, was der Kapitalismus aus ihrem Fest macht. Ich bin kein Christ, aber ich finde die meisten christlichen Werte schon ok. Also wer eine Mythologie heranziehen mag, um ein guter Mensch zu sein, der soll das gerne machen. Aber dann soll er auch ein guter Mensch sein. Und das ist einer der Gutes tut. Und was die Menschen in  den Geschäften, Kaufhäusern, Online Shops tun…das ist nichts gutes. Das ist entfremdeter, hilfloser, aufgedrückter Quark. Ist mir auch egal, ob der Konsum die Wirtschaft ankurbelt und letztlich auch meinen Arbeitsplatz sichert. Eine Gesellschaft, die sich dieser Logik unterwirft, ist komplett in die falsche Richtung marschiert. Nie wird das so deutlich wie vor Weihnachten.

Ich überlege echt dieses Jahr mit meiner Tochter in einen Gottesdienst zu gehen, um ihr zu zeigen welche Bedeutung Weihnachten eigentlich hat. Damit sie zumindest mal eine Idee davon bekommt, was das eigentlich soll. So weit ist es schon gekommen. Aber letztendlich ist beten besser als kaufen, finde ich. Mit Gott oder ohne.