Orientalische Gewürze auf einem Bazar in der türkischen Hauptstadt Istanbul (Bild: colourbox.com)
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- Orientalische Weihnacht

Weihnachten XXL - das ist das diesjährige Motto der Inforadio-Adventskalender. Hinter dem 12. Türchen widmet sich Ute Büsing widmet sich allen Wohlgerüchen des Orients und geht opulent orientalisch kochen.

"Alle Wohlgerüche des Orients" meinte meine Mutter früher abfällig, wenn ihr ein Gericht zu intensiv roch. Ich bin aus der Art geschlagen: Intensive orientalische Gerüche ziehen mich magisch an.

Schwarzer Pfeffer, Curry, Muskatnuss und Zimt kitzeln seit Kindertagen meine Sinne. Ohne Knoblauch, Minze und Ingwer geht in meiner Küche kaum was. Und: Ich pflege eine beinahe libidinöse Verbindung zum Orient. Der reicht in meiner noch immer kindlich befeuerten Fantasie weit. Von den Mittelmeeranrainern bis nach Südostasien. Das andalusische Spanien gehört dazu, wie die Maghreb-Staaten, die arabische Halbinsel genauso wie Israel, der asiatische Teil von Istanbul oder Ceylon, das heute Sri Lanka heißt.

Auf den weitverzweigten Basaren dort kann ich mich kaum losreißen von Ständen mit fremdartigeren Gewürzen wie Kardamon, Kurkuma, Harissa, Sumach, Za‘atar.
Allein die Namen zergehen mir auf der Zunge! Schon die Heiligen Drei Könige  - aus dem Morgenland-  brachten dem neugeborenen Heiland auch ihre Gewürze dar. Damals unendliche Kostbarkeiten!

Allerdings kann ich orientalisches Markttreiben auch in Berlin erleben. Um die Ecke in Kreuzberg ebenso wie in großen arabischen und türkischen Lebensmittelgeschäften in Schöneberg und Neukölln. Wenn ich orientalisch kochen will kaufe ich dort ein. Für opulente Festmahle sind diese großfamilientauglichen Märkte und Läden am besten ausgelegt. In riesigen Bündeln bekomme ich frische Knoblauchzehen, Minze, Koriander, Thymian, Rosmarin. Zu Schleuderpreisen!

Eingedeckt mit dicken Packen Pitabrot steuere ich die Vorspeisenstände an: Humus muss sein! , aber nicht mühselig selbst hergestellt werden. Pistazienpaste auch. Alle möglichen Ziegenkäsevariationen koste ich gerne vor und lasse sie mir dann in kleinen Schachteln abpacken. Oliven aller Art auch. So ist für reichlich Vorspeisen gesorgt. Dazu gesellen sich am heimischen Festtagstisch dann Salatvariationen mit Ingwertomaten und Limettenjoghurt. Im Zwischengang wird Auberginenmousse oder gebackene Aubergine serviert, gerne auch im Doppelpack mit Zucchini. Besonders lecker gefüllt mit einer geheimen Schafskäse-Gewürz-Mischung.

Im Hauptgang halte ich es mit Lamm. Genauer: mit der ältesten Variation des zum Fast Food verkommenen Shawarma. So wie es Dr. Shakshuka im israelischen Jaffa bei Tel Aviv serviert. Wie ich wiederum aus den fantastischen Kochbüchern von Yotam Ottolenghi weiß. Das Geheimnis ist die Marinade. Über Nacht lasse ich eine zuvor nach Leibeskräften gehackte, geriebene, gemixte dickflüssige Paste aus Schwarzpfeffer, Kardamon, Fenchel, Kreuzkümmel, Muskatnuss, Paprika, Sumach, und frischem Knoblauch, Koriander, Ingwer, verdünnt mit Zitronensaft und Erdnussöl, in eine vorgeritzte Lammkeule einziehen. Die volle Wirkung entfaltet orientalischer Lammbraten dann am nächsten Tag nach fünf Stunden im Backofen.

Leuchtend rote Granatäpfel, schwer zu entkernen zwar, aber mit höchstem Lustgewinn zu essen, bilden den Abschluss des opulenten orientalischen Festmahls. Wer's kann, kann auch mit Mandeln, Marzipan und Clementinen wunderbaren Weihnachtskuchen backen. Guten Appetit!