Ein bunt dekoriertes weihnachtliches Schaufenster (Bild: colourbox.com)
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- Alles so schön bunt hier ..."

Hinter den Türchen des Inforadio-Adventskalenders verbirgt sich in diesem Jahr Üppiges und Schwelgerisches. Denn Weihnachten ist auch eine Zeit der Pracht und Opulenz. Mit Anna Pataczek drücken wir uns heute die Nasen platt - an leuchtenden Schaufenstern.

Das gehörte in meiner Kindheit einfach zur Vorweihnachtszeits dazu - in der Münchner Fußgängerzone all den Menschen mit den großen EInkaufstüten ausweichen und dann stehen bleiben vor dem Kaufhaus am Marienplatz. Und staunen.

Hunderte von Stofftieren bewegten sich da im Schaufenster in einer verschneiten Winter-Landschaft aus Seen, Wäldern, Bergen und kleinen Dörfern und Burgen, ihre weichen Körper ausgehöhlt und mit feinen Motoren ausgestattet. So dass niedliche Katzenmütter der Baby-Katze über die Wange streichelten, Bären Plätzchen in den Ofen schoben, und Hasen mit ihren langen Beinen und wehenden Schlappohren Schlittschuh fuhren. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen sollte so detailverliebt waren die Auslagen mit dieser Märchenwelt dekoriert.

In der Adventszeit können Schaufensterdekorateure mal so richtig in die Vollen langen. Im KadeWe, wo es in diesen Tagen besonders glitzert und funkelt, machen sich die Verantwortlichen schon mehr als ein Jahr vorher Gedanken darüber. Die sind jetzt schon geistig bei Weihnachten 2016.

Entstanden ist der Schaufensterbummel in der Zeit der Industrialisierung. Denn damals gab es erstmals überhaupt großflächige Fenster in den Kaufhäusern. Glas konnte endlich kostengünstig produziert werden und Waren gab es nun im Übermaß. Sie konnten lockend und werbend ausgelegt werden, um beim Käufer überhaupt das Gefühl zu erzeugen, das brauche ich! Ganz vorne mit dabei waren da natürlich die großen Warenhäuser in London, Paris und Berlin. Aber heute?

Bekommen wir unsere Kaufanreize nicht woanders her, über Werbung, Internet, Fernsehen? Und kaufen wir nicht ohnehin ganz viel online? Wer macht heute noch einen Schaufensterbummel, informiert sich in den Vitrinen darüber, was es im Laden alles so zu kaufen gibt? Hier schlendert doch keiner mehr, alle rennen, hasten. Wer würde denn etwas vermissen, wenn die Schaufenster leer wären?

Am Alexanderplatz vor Galeria Kaufhof. Die meisten Passanten kennen ihre Wege, laufen schnurstracks zur U-Bahn oder ins Kaufhaus hinein. Aber nicht alle. immer wieder bleiben welche vor den hellerleuchteten Vitrinen stehen. Teddybären werden über ein meterlanges Förderband von einem Schaufenster zum nächsten transportiert, am Ende landen sie in einer großen Verpackungsmaschine und kommen als fertige Weihnachtspäckchen auf der anderen Seite wieder raus. Lustige Idee, die einige gleich mit ihrer Handykamera aufnehmen.

"Ich komme jedes Weihnachten hierher zu Galeria Kaufhof. Is dieses Jahr sehr schön."
"Jedes Jahr kommen wir, jedes Jahr."
"Faszinierend."
"Das ist schon sehr aufwändig, da steckt ne Menge Arbeit drin."

Es sieht so aus, als könnte ich hier meine Münchner Tradition aus der Kindheit weiterführen.