Illustration: Viele Lichterketten (Bild: colourbox.com)
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- Inflation der Lichterketten

Getreu dem Motto des diesjährigen Adventskalenders von Inforadio - "Mehr Lametta! - Mit Opulenz zum Fest" - wird es bei Marianne Mielke im zweiten Adventstürchen ganz schön üppig bei ihrer Leidenschaft zu allen Arten von weihnachtlichen Lichterketten.

Neulich war zu lesen wie teuer es wird, wenn die Wohnung sehr großzügig weihnachtlich geschmückt ist. Nicht traditionell mit Kugeln und Tannengrün, sondern mit Lichterketten. Solchen, die überall zu sehen sind, auf Straßen, Plätzen, um Bäume geschlungen, an Fenstern und Balkonbrüstungen.

Die die Farbe wechseln, von Rot auf Grün auf Gold und andersherum. Eine ziemlich hohe Stromrechnung würde zusammenkommen, wenn der Leidenschaft nach üppiger Beleuchtung nachgegeben wird. Da erhob jemand  den Zeigefinger. Ein Spielverderber. Weiter lesen wollte ich nicht, sondern mich der Vorfreude auf den Gang in den Keller hingeben, zur Weihnachtskiste, die gut verstaut in der Kommode steht. Vorher noch schnell überschlagen: Wie viele Lichterketten haben wir, brauchen wir noch welche? Ja!

Helles oder milchiges LED-Licht? Tannenbäumchen, Sterne, Vögel, Glocken, Weihnachtsmänner, Engel. Die Auswahl  an Lichterketten ist schier unendlich und Entscheidungen fallen da unendlich schwer. Eine wichtige Frage ist: Aus welchem Material sollen Tannenbäumchen, Sterne, Glocken, Vögel und Weihnachtsmänner sein? Holz, Papier? Oder Schaustoff mit draufgeklebtem Glimmer? Die machen durchaus etwas her und leuchten ein wenig orange. Nimm Papier, sagte die Freundin, die meine Leidenschaft für üppig geschmückte Weihnachtszimmer durchaus teilt, allerdings sind es bei ihr keine Lichterketten, sondern Teelichter - und Engel, kleine und große, wie aus Plissee gefaltet. Bis zu 400 Engeln können es schon werden an einem Weihnachtsbaum ...

Die Entscheidung ist gefallen. Eine  40er Lichterkette ohne viel Firlefanz mit warmem, milchigem Licht, soll es sein. Am Balkonfenster soll sie hängen. Zwischen die Mikrolämpchen knüpfe ich die gefalteten Papierengel. Das wird die achte Lichterkette. Die neunte kommt in den Flur und die zehnte, mit den kleinen Tannenzapfen, wird am chinesischen Lackschrank drapiert. Frei nach Josef von Eichendorff werde ich dann sagen: "Alles sieht so festlich aus." Die Zeilen, die sich ein Dichter von heute ausgedacht hat, nämlich dass nun alles so grell aussähe, kommen mir nicht über die Lippen: "Schneemann, Schlitten, Rentier' kauern, auf den Dächern, in den Höhn. Schläuche um die Zäun' geschlungen, wie sich freut das RWE! Sind die Lieder dann verklungen, tut die Rechnung ach so weh!"

Über die Rechnung denke ich erst mal nicht nach - das hat Zeit bis nach Weihnachten.