- Was fällt Ihnen eigentlich ein ... zu Dietmar Woidke?

Der Spitzenkandidat der Brandenburger SPD, Dietmar Woidke, gilt als bodenständig. Keiner, der übersprudelt und am laufenden Band persönliche Geschichten erzählt. Umso spannender, was andere über den SPD-Spitzenkandidaten sagen: Politische Gegner und Freunde genauso wie Bekannte aus der Zeit vor der Politik.

Er sei bodenständig, einer, den man gern beim Wort nimmt - das sagt nicht die SPD-Wahlkampfmanagerin Klara Geywitz über Dietmar Woidke, sondern sein Herausforderer, Michael Schierack von der CDU. Kein schlechter Kerl also, nur ein bisschen führungsschwach, meint Schierack. Zum Beispiel in Sachen Flughafen, mit dem Woidke lieber nicht so viel zu tun hat. "Er lässt sich auch von seiner Partei treiben, die versuchen ihn sozusagen als den Platzeck Zwei zu kopieren, derjenige zu sein, der den Leuten auf die Schultern klopft und alles weglächeln möchte. Das ist Woidke nicht", so das Urteil des Christdemokraten. "Woidke kannte ich eigentlich als Arbeiter, er ist jemand, der sich auch in die Details einarbeitet. Und deshalb sollte er auch lieber auf seine Tugenden hören, als auf das, was die Partei ihm einflüstert."

Sie flüstere gar nicht, sagt SPD-Generalsekretärin Klara Geywitz. Auch bei Einzelheiten des Wahlkampfs, bei InfoFlyern oder Veranstaltungsprogrammen wolle Woidke mitreden: "Das ist ihm ganz wichtig, aber das ist, glaube ich, eine generelle Arbeitsweise. Er isst ja auch Akten in großen Mengen und kümmert sich sehr tief um Detailfragen in der Landespolitik", so Woidkes Wahlkampfmanagerin. "Und das ist natürlich im SPD-Landesverband genauso: Dass er da nicht sagt, 'sag mir mal morgens, wo ich hinmuss', sondern dass es ihm wichtig ist zu wissen, was passiert."

Andreas Schuster (Bild: rbb)
Andreas Schuster, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, schätzt Woidke | Bild: rbb - Brandenburg aktuell

Er redet auch mit den Menschen an der Raucherinsel

Bevor er eine Ansage macht, redet Woidke mit allen, so fasst Geywitz ihre Erfahrung mit dem Fraktionschef Woidke im Landtag zusammen. Das deckt sich mit der Einschätzung von Andreas Schuster, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei - der diskutierte im Jahr 2010 viel mit dem damaligen Innenminister Woidke über die Polizeireform, die der von seinem Vorgänger Rainer Speer geerbt hatte.

Bei Speer stand immer alles schon fest, sagt Schuster, Woidke habe es anders gemacht: "Und das hab ich an ihm auch schätzen gelernt. Er ist erstmal viel rumgefahren und hat zugehört. Er ist nicht nur in die Chefetagen gegangen, sondern auch runter an die Raucherinsel und hat mit den Kollegen gesprochen. Er hat viel zugehört." Um auf allen Seiten mitzukriegen, wo eigentlich die Probleme liegen. Allerdings: "Er war zu Anfang, das sagt er auch selber, nicht konsequent genug gegen den Stellenabbau. Aber er hat einiges bewegt, und man hat auch gemerkt: Er steht zu seiner Polizei."

Selbst CDU-Anhänger unterstützen Woidke

In den Landtag gekommen ist Woidke 1994 als Agrar-Fachmann - mit Unterstützung der Bauern in seinem Heimatdorf Naundorf bei Forst. Egon Rattei war damals Chef der Agrargenossenschaft dort - und ist eigentlich CDU-Anhänger. "Da ich den Dietmar von Kindheit an kenne, habe ich mich natürlich für ihn besonders stark gemacht", sagt Rattei. "Die Eltern waren in unserm Betrieb, also der Kontakt war sehr stark ausgeprägt. Wir haben gemerkt, da ist sehr viel Enthusiasmus dahinter, und das hat uns überzeugt, ihn zu unterstützen", erzählt der Landwirt. "Dietmar geht mit den Problemen inhaltlich um. Also, er stellt die Frage nicht populistisch in den Mittelpunkt, sondern er greift das fachlich auf und setzt sich mit den zuständigen Entscheidungsträgern auseinander."

Zuständiger Entscheidungsträger, das ist Woidke jetzt im Zweifelsfall selber. Mindestens noch bis September.

 

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