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Krieg in der Ukraine - Philosoph Nida-Rümelin: "Westlicher Triumphalismus" ist naiv und hochgefährlich

Wie weit darf die militärische Unterstützung Deutschlands für die Ukraine gehen? Der Philosoph und Ethiker Julian Nida-Rümelin warnt vor einer kriegerischen Stimmung in Deutschland und fordert eine direkte Konfrontation zwischen der NATO und Russland unbedingt zu verhindern.

In Deutschland wird weiter über die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine diskutiert. Nach der Entscheidung im Bundestag, schweres Gerät zu liefern, wandten sich am vergangenen Freitag mehrere Prominente in einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz. Darin warnten die Prominenten vor der Gefahr eines dritten Weltkriegs, sollten sich die NATO-Mitglieder zu stark in den Krieg in der Ukraine einmischen.

Der Philosoph und Ethiker Julian Nida-Rümelin gehörte zwar nicht zu den Erstunterzeichnern des Briefs, hat sich den Einwänden jedoch angeschlossen. Es sei zwar legitim, die Ukraine in ihrem Verteidigungskrieg gegen Russland auch mit Waffen zu unterstützen. "Aber wir wollen keine Eskalation zu einem Welt- oder Nuklearkrieg."

Kriegerische Stimmung in Deutschland

 

Jedes weitere Vorgehen Deutschlands müsse deswegen sorgfältig bedacht werden, so Nida-Rümelin. "Und die Sorge derjenigen, die diese Petition unterstützen ist, dass sich die Politik durch einen öffentlichen Meinungsdruck zu einem unbedachteren Agieren gezwungen fühlt." Es gebe in Deutschland derzeit eine bellizistische Stimmung.

In vielen Köpfen der jüngeren Generationen habe sich ein Gefühl des „westlichen Triumphalismus“ breit gemacht, sagt der Philosoph, demzufolge der Westen, wenn er denn wolle, alles könne, etwa in Afghanistan einmarschieren, oder in Libyen die Regierung wechseln. Viele würden glauben, dass der Westen und Europa, das auch mit Putin machen könnten. "Das ist naiv und hochgefährlich", warnt Nida-Rümelin. Stattdessen müsse man so schnell wie möglich, zu Verhandlungen zurückkehren.