graue Fläche
rbb
Download (mp3, 7 MB)

Krieg in der Ukraine - Direktor Morré: Ukraine-Krieg ändert das Gedenken

Am ersten Tag des russischen Angriffs auf die Ukraine hat das Deutsch-Russische Museum in Berlin-Karlshorst Konsequenzen gezogen: Es kehrte zu seinem ursprünglichen Namen "Museum Berlin-Karlshorst" zurück. Direktor Jörg Morré sagt, es ging darum, "das Ungleichgewicht in Richtung russische Föderation sichtbar zurückzunehmen".

In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 kapitulierte die Wehrmacht bedingungslos und damit war das Ende des Zweiten Weltkriegs besiegelt. Unterzeichnet wurde diese Kapitulationserklärung in Berlin-Karlshorst - der Ort wurde zum Museum.

Zuletzt wehten vor dem Gebäude eigentlich immer vier Fahnen, sagt Museumsdirektor Jörg Morré: Die russische, die belarussische, die ukrainische und die deutsche. Das seien die vier Nationen, die seit rund 30 Jahren für das Museum in einem Verein zusammenarbeiten. Nun ist dort nur noch eine Fahne zu sehen, nämlich die ukrainische - aus Solidarität, erklärt Morré.

Beginn des Kriegs als Zäsur


Außerdem wurde der Name des Museums teilweise abgeklebt: Die Worte "Deutsch-Russisches" sieht man nun nicht mehr. Der Name stammt daher, dass die Zusammenarbeit des Vereins ursprünglich binational war - nämlich deutsch und russisch. Dann kamen aber Belarus und die Ukraine dazu.

"Das bekam natürlich 2014 mit der Annexion der Krim schon einen Riss", erzählt Morré. "Die ukrainischen Kollegen hatten doch große Schwierigkeiten, unter diesem Namen die Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten - haben es aber geschafft." Der erste Kriegstag sei dann aber eine eindeutige Zäsur gewesen, die zur Namensänderung geführt habe.

Mit dem Krieg ändere sich auch das Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegs, meint der Museumsdirektor: "Wir als Historiker sagen natürlich immer: Die Geschichte ändert sich nicht. Aber selbstverständlich ändert sich der Blick auf die Geschichte. Und damit ändert sich auch das Gedenken."

Auch auf rbb24inforadio.de