Krieg in der Ukraine - Russlandexperte: Keine Verhandlungslösung in Sicht

Die Ankündigung Russlands, die Kampfhandlungen rund um Kiew und Tschernihiv radikal reduzieren zu wollen, klang nach einem Hoffnungsschimmer. Gerhard Mangott, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Innsbruck sieht darin keinen Durchbruch, sondern eher eine Anpassung Russlands an die Realität auf dem Boden.

Es klang nach einem Schritt in die richtige Richtung: Der stellvertretende russische Verteidigungsminister hatte am Dienstag am Rande der Verhandlungen in Istanbul angekündigt, die Kampfhandlungen in Richtung Kiew und Tschernihiv würden radikal reduziert.

Was die russische Seite als "Geste des guten Willens" darstellen wolle, sei letzten Endes gar nicht eingetreten. Vielmehr, so Mangott, meinten viele Beobachter, "das wäre nur eine Finte der russischen Seite, um der Lage, die es ohnehin gibt auf dem Boden gerecht zu werden, wo die russische Offensive nicht mehr vorwärtskommt." Auf keinen Fall seien die Verhandlungen kein Durchbruch gewesen, um eine Verhandlungslösung, die den Krieg beenden könnte, zu finden, sagt Mangott.

Verhandlungen erst glaubwürdig, wenn Russland Waffenruhe zustimmt

Ein Knackpunkt sei die Frage, wo in Zukunft die Grenzen der Ukraine verlaufen sollen. Russland wolle die Bewahrung einer russisch eroberten und gehaltenen Landbrücke zwischen der Krim und dem Donbas: "Das will Russland in einer Verhandlungslösung festgeschrieben haben. Aber die ukrainische Seite ist dazu nicht bereit – und selbst wenn es Selenskyj wäre, würde er dafür weder die Zustimmung seines Parlaments, noch die Zustimmung der Bevölkerung bekommen."

Glaubwürdig würden Verhandlungen ohnehin erst dann, wenn Russland einer Waffenruhe zustimmen würde. "Das tut es aber nicht einmal in den Regionen, in denen man die Kampfhandlungen reduzieren wollte – und schon gar nicht im Süden und im Südosten." Solange das so bleibe, sei eine Verhandlungslösung nicht möglich, meint Mangott.