Krieg in der Ukraine - Die Russen und der Krieg: "Eine unvergleichliche Gehirnwäsche"

Auch fünf Wochen nach dem Angriff auf die Ukraine steht die Mehrheit der russischen Bevölkerung hinter Putin und dem Krieg. Der russische Philologe Gassan Gusejnov erklärt das mit einer seit 25 Jahre andauernden Gehirnwäsche.

Seit fünf Wochen herrscht Krieg in der Ukraine. Wir sehen das Leid der Menschen in der Ukraine und wie Wladimir Putin mit diesem Angriff Russland komplett von der westlichen Welt isoliert. Doch wie sehen die Menschen in Russland die Situation?

Der russische Philologe Gassan Gusejnov war Professor in Moskau, darf aufgrund einer öffentlichen Äußerung über die Sprachpolitik in Russland aber nicht mehr dort unterrichten. Leider befürworte die Mehrheit der russischen Gesellschaft den Krieg, sagt er, "weil diese Gesellschaft seit fast einem Vierteljahrhundert durch Propaganda dermaßen beeinflusst wurde, dass man wirklich sicher ist, dass unsere Truppen die Zivilbevölkerung verteidigen, dass wir die Ukraine von den Nazisten befreien."

"Die blinde Unterstützung von Putin ist ziemlich stark"

Es sei eine Gehirnwäsche, die man mit keinem anderen Land vergleichen könne, so Gusejnov. Das gehe so weit, dass selbst russische Mütter, deren Söhne im Krieg gefallen seien, den Krieg befürworteten. "Die Tatsache, dass da jemand getötet wird, ändert wenig an der Selbstwahrnehmung und an der Einstellung der Bevölkerung". Es gebe zwar auch Menschen, die gegen den Krieg seien, aber "die blinde Unterstützung von Putin ist ziemlich stark."

Das könne sich ändern, wenn die russische Armee eine Niederlage erleide. Dann drohe sogar der Zerfall des Staates. Was dann passiere, sei schwer zu sagen. Sollte Putins Armee aber Erfolg haben, wäre das "die größte Katastrophe für Europa und für die Welt, glaube ich. Denn dann könnte man diesen Militarismus und Chauvinismus nicht mehr stoppen."