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Krieg in der Ukraine - Politologe Mangott: "Russland hat nicht mit dem beharrlichen Widerstand der Ukrainer gerechnet"

Mit dem Angriff auf die Ukraine will die russische Führung das osteuropäische Land unter seine Kontrolle bringen. Doch der Kreml hat die Widerstandskraft der Ukrainer unterschätzt und keinen plausiblen Plan für die Zeit nach dem Krieg, sagt Gerhard Mangott, Politologe an der Universität Innsbruck.

Offiziell begründet der Kreml den russischen Angriff auf die Ukraine mit dem Ziel, die Ukraine zu entmilitarisieren und deren Regierung zu entnazifizieren. Doch mit dem Angriffskrieg wolle die russische Führung nichts anderes, als das osteuropäische Land in den russischen Orbit zu ziehen, sagt Gerhard Mangott, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Innsbruck.

Russische Ziele sind nur mit einer Besetzung zu erreichen

 

Nach der Vorstellung des russischen Präsidenten soll die Ukraine ein Land mit beschränkter Souveränität und ohne jede außenpolitische Freiheit werden, erklärt Mangott. Allerdings habe die russische Führung offensichtlich nicht mit dem beharrlichen Widerstand der ukrainischen Streitkräfte gerechnet. "Wenn wir beobachten, wie sehr die russische Kriegsmaschinerie in Schwierigkeiten geraten ist, dann muss man sagen, gut vorbereitet war noch nicht einmal der Verteidigungsminister."

Die Aussage des russischen Verteidigungsministers Sergej Schoigu, Russland plane keine militärische Besetzung der Ukraine, hält der Politologe für eine Lüge. "Wenn es das Ziel der russischen Führung ist, die Regierung in der Ukraine auszuschalten und eine Marionettenregierung einzusetzen, kann die sich nur im Amt halten, wenn dauerhaft russische Soldaten ukrainisches Territorium besetzen."

Brutalität der Kriegsführung wird zunehmen

 

Das sei jedoch sehr riskant, da es sehr wahrscheinlich sei, dass sich gegen eine solche Regierung eine bewaffnete Widerstandsbewegung bilde und die ukrainische Bevölkerung zivilen Ungehorsam zeige, glaubt Mangott. Da nun aber bereits die militärischen Ziele der russischen Führung schwieriger zu erreichen seien, als vom Kreml zunächst angenommen, befürchtet der Politologe, dass die Brutalität der Kriegsführung auf russischer Seite noch weiter zunehmen werde.