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- Nida-Rümelin plädiert für Impfpflicht für Ältere

Die Debatte um eine Impfplicht nimmt weiter Fahrt auf. Julian Nida-Rümelin, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates, findet eine Impfpflicht für Ältere und in bestimmten Berufsgruppen ethisch vertretbar, für Jüngere aber nicht. Die Pandemie müsse mit mehr Fokus auf die Risiken bekämpft werden.

Er sei dafür, dass über eine Impfpflicht für die hochvulnerablen Gruppen – Bewohnerinnen, Bewohner und Beschäftigte von Pflegeeinrichtungen – nachgedacht werde. "Es geht ja darum, dass wir vor allem die Überlastung des Gesundheitssystems verhindern", sagt Nida-Rümelin. "Rund die Hälfte aller schweren Fälle kamen in den letzten großen Wellen aus diesen Einrichtungen und das müssen wir unbedingt verhindern, dass sich das wiederholt."

 

Impfpflicht für gefährdete Altersgruppen

 

Wenn das nicht ausreiche, müsse man über eine Impfpflicht in den höheren Altersgruppen nachdenken. Je nach Pandemielage könne man dabei nach Altersgruppen priorisieren, so der Vorschlag des Philosophen. Eine Impfpflicht für über 50-Jährige müsse ausreichen, um die schweren Fälle zu minimieren. "Ich bin aber gegen die Pflicht zur Kinderimpfung", sagt Nida-Rümelin.

In der Pandemiebekämpfung müsse sich die Politik allgemein stärker auf Maßnahmen für diejenigen fokussierren, die tatsächlich durch das Virus gefährdet seien. Natürlich gebe es immer wieder auch schwere Fälle bei Jüngeren. Aber: "Das Risiko für eine 25-Jährige, auf eine Intensivstation zu kommen oder zu versterben, ist ein Tausendstel so groß wie bei einem 80-Jährigen", betont Nida-Rümelin. Der Unterschied sei gigantisch.

 

Druck auf Ungeimpfte führt nicht zu sozialem Frieden

 

Er glaube nicht, dass man die Gesellschaft befrieden könne, indem man den Druck auf Ungeimpfte erhöht. "Ich glaube, dass diese Debatte eher beruhigt wird, wenn wir allgemeine Maßnahmen, die wohl begründet sind, etablieren", sagt Nida-Rümelin.

Zu Beginn der Pandemie hätten die Jungen auf Vieles verzichten müssen, um die Älteren zu schützen. Jetzt brauche es einen Generationenausgleich. "Jetzt müssen sich die Älteren impfen lassen, damit die Kinder nicht wieder auf die Schule verzichten müssen", sagt Nida-Rümelin.

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