Ein Schild mit der Aufschrift "Friseur" hängt an einem geschlossenen Friseursalon (Bild: dpa / Sebastian Gollnow)
dpa / Sebastian Gollnow
Bild: dpa / Sebastian Gollnow

- Ethiker: "Warum Friseure vor Museen öffnen, ist nicht nachzuvollziehen"

Bis zum 7. März wurde der Lockdown verlängert - für alle, bis auf die Friseursalons. Während andere Branchen noch mindestens eine Woche länger im Lockdown verharren müssen, dürfen Haare schon wieder ab dem 1. März geschnitten werden. Der Risikoethiker Julian Nida-Rümelin hat dafür kein Verständnis.

Das Recht auf eine anständige Frisur sei eine Frage der Würde. So begründet Bayerns Ministerpräsident Söder die Entscheidung von Bund und Ländern trotz des verlängerten Lockdowns, Friseursalons schon ab dem 1. März wieder die Öffnung zu ermöglichen.

Für den Risikoethiker Julian Nida-Rümelin ist diese Entscheidung nicht nachzuvollziehen. Die Politik schaue hier zu wenig darauf, wo eigentlich die Risiken liegen. "Große Museen mit riesigen Räumen und bester Klimaanlage stehen leer.“ Ob diese Bedingungen gefährlicher sind, als der Besuch beim Friseur, sei mindestens zweifelhaft, kritisiert Nida-Rümelin.

Auch das Argument mit der Würde falle der Politik angesichts der aktuellen Corona-Maßnahmen sofort wieder auf die Füße, sagt der Ethiker. "Es gehört auch zur Würde des Menschen, seine Religion ausüben zu können und das ist aktuell unterdrückt.“

Impfungen als Hoffnungsschimmer

Insgesamt habe sich die Politik zu schlecht auf die zweite Welle der Corona-Pandemie vorbereitet, findet Nida-Rümelin. Vor allem bei der Digitalisierung der Gesundheitsämter und bei den Schulen gebe es große Versäumnisse.

Seine Hoffnung setzt der Ethiker jetzt in die Impfung der Bevölkerung. Weil vor allem ältere Menschen an Covid-19 sterben, müsste die Gefähr durch das Coronavirus exponentziell absinken, nachdem die älteren Menschen geimpft sind, so Nida-Rümelin. „Dann müsste die Letalität von Covid-19 unter die einer saisonalen Grippe sinken.“