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- Nida-Rümelin: Keine Gleichheit, indem man anderen Rechte wegnimmt

Für Geimpfte und Genesene entfallen ab Sonntag Kontakt- so wie Ausgangsbeschränkungen. Der Philosoph Julian Nida-Rümelin hält die Entscheidung für richtig. Es sei weder rechtlich vertretbar noch helfe es den Ungeimpften, den Geimpften ihre Rechte vorzuenthalten.

Die beste Lösung sei es natürlich, alle Bürgerinnen und Bürger schnell zu impfen. "Das hat Europa vermasselt, das muss man sagen", so Nida-Rümelin.

Keine rechtliche Grundlage für Grundrechtsbeschränkungen bei Geimpften

Dennoch müssten Geimpfte ihre Rechte zurückbekommen. "Es gibt in der Philosophie ein Argument, das nennt sich das Levelling-Down-Argument - das besagt, man kann Gleichheit nicht dadurch herstellen, dass man Menschen, denen es besser geht etwas wegnimmt und sie dadurch schlechter stellt", sagt das Mitglied des Deutschen Ethikrats.

Es sei niemandem damit gedient, wenn Geimpfte sich weiter an Ausgangsbeschränkungen halten müssten. Zudem seien solche Grundrechtsbeschränkungen rechtlich nicht mehr zu rechtfertigen, betont Nida-Rümelin.

Verständnis für #dichtmachen-Aktion

Dass es in der Pandemie auch Unmut gebe, etwa schon Schauspielerinnen und Schauspielern bei der viel kritisierten #dichtmachen-Aktion, sei völlig normal. "Wir haben die Kunst zusammen mit der Hotellerie und der Gastronomie nun wirklich massiv beschädigt - das war zum Teil nötig, aber im Falle der Kunst in vielen Fällen nicht nötig", sagt Nida-Rümelin. "Das gehört einfach dazu, dass die Menschen dann artikulieren, ihr Unwohlsein und ihre Not."

Buchtipp:

Die Realität des Risikos: Über den vernünftigen Umgang mit Gefahren

von Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld

Erschienen am 21.04.21

Seiten: 224

ISBN: 3492070825

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