Symbolbild: Schulkinder mit Schulranzen (Bild: dpa/ Peter Kneffel)
dpa/ Peter Kneffel
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- Landeselternausschuss kritisiert freiwilliges Sitzenbleiben

Berliner Schülerinnen und Schüler können das laufende Schuljahr wegen der Schwierigkeiten in der Pandemie freiwillig wiederholen. Norman Heise, Vorsitzender des Landeselternausschusses, hält nichts davon. Er befürchtet, es könnte die Schulen überlasten.

Schülerinnen und Schüler in Berlin können das laufende Schuljahr wiederholen, wenn sie das wollen. Das hat das Abgeordnetenhaus am Donnerstag beschlossen. Anders als bisher muss die Schulleitung nicht zustimmen. Der Senat hatte die Änderung vorgeschlagen, weil dieses Jahr durch Schulschließungen und Homeschooling viel Lernstoff verpasst wurde.

Die Konsequenzen des freiwilligen Wiederholens aber seien sehr groß, sagt Norman Heise, Vorsitzender beim Landeselternausschuss. Es werde eine ziemliche Welle aufgebaut. "Selbst wenn es nur zwei Kinder sind, die pro Klasse zurücktreten, sind es immerhin rund zehn Prozent", sagt Heise. Dadurch könnten in einem Bezirk plötzlich mehrere Tausend Kinder in den nächsten Jahrgang drängen. Dafür wären weder der Platz noch die Lehrkräfte vorhanden. Daraus resultierten auch zu große Klassen, die im Anschluss wiederum zu geringeren Lernerfolgen führen würden.

Zu wenig Lehrkräfte, zu wenig Platz

Doch nicht nur einzelne Schülerinnen und Schülern steht es offen, ein Jahr zu wiederholen, auch ganze Klassen können sich gemeinsam entscheiden, das Schuljahr zu wiederholen. Auch das sieht Heise problematisch, insbesondere mit Hinblick auf den Übergang zu den weiterführenden Schulen: Es führe dazu, dass stark nachgefragte Schulen ab einem gewissen Zeitpunkt noch stärker nachgefragt würden und auch wieder zu "mehr Zuweisungen an Schulen, die die Eltern vielleicht gar nicht auf dem Wunschzettel hatten", so Heise. Das könnte auch bildungstechnische Konsequenzen mit sich führen, die jetzt noch nicht absehbar seien.

Als Alternative schlägt Heise die Fortführung der Sommer-, Frühlings- und Winterschulen vor. Auch die individuelle Arbeit in Kleingruppen helfe vielen Schülerinnen und Schülern, verpassten Stoff nachzuholen und zu verstehen. Es sei nun wichtig, zu erkennen, welche Eltern von dem Angebot Gebrauch machen wollen, "um dann auch Lösungen zu finden", sagt Heise. Gute Lösungen seien vor allem mehr Lehrkräfte und mehr Schulräume, "aber das lief ja in den letzten Jahren auch eher schleppend", so der Vorsitzende des Landeselternausschusses.

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