Bild: rbb / Gundula Krause

- "Wir versuchen, China in feinen Facetten zu beschreiben"

Inforadio wird 25 Jahre alt und öffnet sowohl on air als auch online seine Türen für Sie. Axel Dorloff gehört seit 2004 zum Inforadio-Team, in den letzten fünf Jahren war er ARD-Hörfunkkorrespondent im Studio Peking, für das der rbb federführend zuständig ist. Moderator Dietmar Ringel hat mit ihm über seine Arbeit in China gesprochen.

China habe sich in der Corona-Krise ziemlich abgeschottet, der Alltag sei weiterhin vom Kampf gegen das Virus geprägt, so Dorloff. Mindestens 15 Mal am Tag werde beispielsweise seine Temperatur gemessen, die chinesische Corona-App ist allgegenwärtig. Erleichtert ist der Korrespondent darüber, dass nun wieder Reisen in andere Landesteile Chinas möglich seien. Aber: Seit März kann er sich nicht mehr aus dem Land bewegen ohne seine Aufenthaltsgenehmigung zu verlieren. Die Ablösung durch den Kollegen Benjamin Eyssel lasse deshalb noch auf sich warten.


Riesenland China mit zwei Korrespondenten-Studios


Dorloff erledigt seine Arbeit nicht alleine - neben seinen zwei chinesischen KollegInnen arbeitet sein Kollege Steffen Wurzel von Shanghai aus. Das Studio Peking, in dem Dorloff sitzt, beschäftigt sich mit den chinesischen Provinzen "nördlich des Jangtse-Flusses", Wurzel übernimmt die Berichterstattung aus dem südlichen Teil. Mehrmals am Tag telefonieren die beiden, sprechen sich über mögliche Themen ab - doch "China bleibt eine Herausforderung", so Dorloff. Das Land sei 30 mal so groß wie Deutschland. Allerdings helfe jede Dienstreise, das Land und seine Leute besser kennenzulernen und auch besser einschätzen zu können.


"China ist in Sachen Pressefreiheit ein unfreies Land"


Von Internetzensur ist Dorloff nicht direkt betroffen, denn er arbeitet über eine Leitung, die über Hongkong läuft. In seinem Smartphone nutzt er eine SIM-Karte aus Hongkong - viele ChinesInnen würden selbst aber nicht zu derartigen Mitteln greifen. Die Einschränkungen seiner Arbeit in China hätten zugenommen - beispielsweise würden GesprächspartnerInnen unter Druck gesetzt und gewarnt, nicht mit ausländischen JournalistInnen zu sprechen. Ein anderes Mal wurde Dorloff mit seinen Kollegen acht Stunden in einem Stahlwerk festgesetzt, wo er über Smog recherchieren wollte. In den Provinzen würden er und sein Team sofort nach dem Check-In im Hotel von der Polizei aufgesucht, die viele Fragen stellt und sie auch mal über Tage engmaschig begleitet. "China ist in Sachen Meinungs- und Pressefreiheit ein unfreies Land", so Dorloff.


Quasi ritualisierte Vorwürfe über einseitige Berichterstattung


Von offizieller Stelle her werde in China seine Arbeit stets negativ bewertet. Der Staat lässt es sich nicht nehmen, ausländische Journalistinnen und Journalisten zur Verlängerung ihrer Pressekarten ins Außenministerium zu zitieren und ihnen dort vorzuhalten, wie einseitig ihre Berichterstattung sei. Es sei ein üblicher Vorwurf vor allem an westliche Medien, so Dorloff. Er teile diese Meinung nicht: "Wir versuchen China auch in den Graubereichen und feinen Facetten zu beschreiben."

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