- Wir und die Anderen

"Wir sind das Volk!" Diese Parole, berühmt geworden durch die friedliche Revolution 1989, ist quasi vollständig von AfD, Pegida, ProChemnitz und anderen rechten Organisationen gekapert worden. Aber wer ist dieses "Wir"? Gibt es überhaupt noch ein Wir in einem so gespaltenen Land? Was verbindet uns noch in der Gesellschaft? Über diese Fragen sprechen wir mit der österreichischen Philosophin Isolde Charim.

Chemnitz, Ende August. Nachdem der Deutschkubaner Daniel H. bei einer Messerattacke getötet worden war, und ein junger Syrer und ein Iraker als dringend tatverdächtig ermittelt waren, demonstrierten mehrere tausend Menschen in der Innenstadt.  "Wir sind das Volk" gehörte zu den Parolen, die in Sprechchören gerufen wurden. Rechtsradikale machten Hetzjagd auf Ausländer. Daneben stehen verunsicherte Bürger und schauen zu.

Warum taugt das Thema Zuwanderung als Steilvorlage für Rechtsextreme und bringt immer wieder die Gesellschaft in Wallung? Was verunsichert die Menschen, wovor haben sie Angst?

Wo gehöre ich hin? Was ist noch deutsch?

Wenn man heute die Bevölkerung zählt, so ist der Anteil von Menschen ohne deutschen Pass, von Zugewanderten und ihren Nachkommen viel größer als noch vor 50 Jahren. Die Gesellschaft hat sich gewandelt. Viele haben das Gefühl, nichts ist mehr selbstverständlich: Wo gehöre ich hin, was ist deutsch, woran kann ich noch glauben? Dieses unsichere Lebensgefühl ist weit verbreitet und äußert sich besonders deutlich in den heftigen Diskussionen rund um das Thema Zuwanderung.

Die österreichische Philosophin und Publizistin Isolde Charim beschreibt diese Entwicklung als Pluralisierung und unsere Gesellschaft als eine  pluralisierte Gesellschaft. Wir haben mit ihr darüber gesprochen, was uns verunsichert und ob es noch etwas Verbindendes in der Gesellschaft gibt.

Buchtipp

"Ich und die Anderen - wie die neue Pluralisierung uns alle verändert" von Isolde Charim ist im Zsolnay Verlag erschienen.

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