- Berlinale Tipp: draußen

Im täglichen Berlinale-Tipp von rbb Inforadio empfiehlt Reiner Veit am Dienstag den die Dokumentation "draußen" der Berlinale-Reihe "Perspektive Deutsches Kino". Der Film begleitet vier Menschen, die auf der Straße leben und wenig besitzen.  

Der Anblick von Obdachlosen - andere sagen Penner, wieder andere Nicht-Sesshafte - löst etwas aus in jedem von uns und setzt auch Vorurteile frei. Dabei wissen wir meistens gar nichts über sie - weder im Allgemeinen, noch als Individuum. Sie stören. Warum auch immer.

Im Dokumentarfilm "draußen" von Johanna Sunder-Plassmann und Tama Tobias-Macht lernen wir vier Menschen kennen, die auf der Straße leben: Matze, Elvis, Filzlaus und Sergio. Das Klischee des Obdachlosen erfüllen sie mit ihren prallen Plastiktüten mit den Habseligkeiten, die ihnen wichtig sind, dem Einkaufswagen mit Kram, Matten oder Matrazen auf dem Boden unter einer Brücke. Aber da fängt das Individuelle schon an: Jedem der Vier ist etwas anderes wichtig. Bei Elvis beispielsweise ist immer alles penibel aufgeräumt und sauber. Und Elvis nervt es sehr, wenn sich andere Obdachlose einfach gehen lassen. Und dass Elvis ein Elvis-Fan ist, versteht sich von selbst.

Wenn Elvis über sich und die anderen über ihr Leben erzählen, dann hören wir kein Wehklagen oder Schuldzuweisungen an das, was immer gerne Gesellschaft genannt wird. Die Männer, die wir da "draußen" kennenlernen, fühlen sich nicht als die Elenden. Sie sind, wer sie sind und wollen nicht anders sein. Da ist auch Stolz und Stärke dabei. Und man hört ihnen gerne zu, ihnen und ihren Lebens-Geschichten. Sie sind gewiss nicht repräsentativ für "die" Obdachlosen. Aber sie sind auch Obdachlose.

Dass es die beiden Regisseurinnen aber immer wieder auf den kleinen Besitz der vier Männer abgesehen haben und ihn, ob Schuh oder CD oder was auch sonst immer, das man nicht erkennt, optisch aufwendig und affektiert künstlich und unpassend ins Bild rücken, der Wirklichkeit entrückt, das stört an diesem Film - es ist aber auch das einzige, was einen an "draußen" stört.