Integration - jetzt!

Der Flüchtlingsstrom aus dem Nahen Osten und Afrika hält an - auch nach Deutschland, auch in unsere Region. Rasch sollten die Asylsuchenden in die deutsche Gesellschaft integriert werden: Arbeit, Bildung, Sprache - das sind die Schlüssel dafür. In dieser Woche untersuchen wir im Inforadio, wie Integration gelingen kann, wo es gute Beispiele und Ideen gibt und welche Anstrengungen noch unternommen werden müssen.

Integration: Infos im Netz

Weitere Beiträge und Interviews

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  • Reportage | 24.09.2015 

    - Hilfe bei der Wohnungssuche

    In Berlin dauert die Bearbeitung von Asylverfahren im Schnitt etwa ein halbes Jahr. Danach sollen die anerkannten Flüchtlinge rasch in die Gesellschaft integriert werden. Sie bekommen Sprach- und Orientierungskurse, die Jobcenter der Berliner Bezirke sichern die soziale Versorgung ab, so dass die Flüchtlinge in Wohnungen umziehen können. So sieht es zumindest in der Theorie aus. In der Praxis klappt das oft nicht, wie ein Beispiel aus Berlin-Neukölln zeigt. Oliver Soos berichtet.

Hintergrund

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  • Flüchtlingsschicksale

    Sie sind vor dem Krieg geflohen, aus Staaten, in denen ein Terrorherrscher an der Macht ist. Darüber, was sie auf ihrem Weg nach Deutschland erlebt haben, können viele Flüchtlinge kaum sprechen.

    Sie zweifeln daran, ihre Heimat, Eltern und Freunde jemals wieder zu sehen. Mit Hilfe einer Arabisch sprechenden ehrenamtlichen Dolmetscherin hat die Deutsche Presse-Agentur sechs Migranten aus dem Flüchtlingswohnheim des Deutschen Roten Kreuz in Hannover-Ahlem befragt.

  • Al Tahir (29) aus dem Sudan

    "Ich musste flüchten, im Sudan ist viel Krieg."

    Der Elektriker ließ seine Eltern und sechs Geschwister zurück und nahm die typische Route nach Europa.

    In Libyen stieg er gemeinsam mit 300 Menschen in ein Boot, floh über das Mittelmeer nach Italien. Vor etwa einem Jahr kam er erst nach Braunschweig, dann nach Hannover. "Ich war sehr fröhlich, dass ich angekommen war, hatte aber Angst, dass ich abgeschoben werde", sagt Al Tahir.

    Am meisten vermisst er seine Mutter, will aber trotzdem nie zurück in seine Heimat. "Ich möchte eine Ausbildung machen, mich integrieren und heiraten."

  • Salman (28) aus dem Sudan

    Seine Flucht nach Deutschland hat Salman ohne Gepäck angetreten.

    "Es gab Luftangriffe, ich musste so schnell wie möglich flüchten." Es war nicht daran zu denken, Dokumente, Zeugnisse oder ein Foto seiner Familie einzustecken.

    Wo seine Eltern und seine fünf Geschwister gebliegen sind, weiß er nicht. Zur Region Darfur gibt es keinen Handy-Kontakt. Deutschland hat Salman von Anfang an begeistert: "Es ist eine sehr schöne Landschaft, die Menschen sind hilfsbereit", sagt der 28-Jährige. "Ich möchte hier einen Beruf lernen, am liebsten Automechaniker."

  • Ayham (24) aus Syrien

    Der Wirtschafts-Student hat seine Frau und sein vier Monate altes Baby in einem Flüchtlingslager in der Türkei zurückgelassen und sich mit neun anderen Männern auf die Ladefläche eines Lkw gesetzt.

    Das ist acht Monate her. "Ich hatte Angst, aber egal, Hautsache weg aus Syrien." Ayham stammt aus Ar-Raqqa, der Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat. Als der IS ihn als Kämpfer haben wollte, ist er sofort geflüchtet.

    In Chemnitz stieg er aus dem Laster, über Friedland kam er nach Hannover. Jetzt bemüht er sich, seine Frau und seinen Sohn nachzuholen. "Ich träume von dem Tag, an dem sie auch herkommen", sagt Ayham. 

  • Nda Alassane (31) von der Elfenbeinküste

    "Ich war politisch engagiert und wurde deshalb verfolgt", sagt der Ivorer.

    Erste Station in Europa war Griechenland, nach einiger Zeit schaffte er es weiter nach Ungarn. "Dort schlugen Rassisten mich, seitdem habe ich Probleme mit meinem Knie", erzählt er. "Hier in
    Deutschland sagen dir die Menschen dagegen, dass du willkommen bist."

    Jetzt möchte Nda Alassane Deutsch lernen, Arbeit finden und einfach in Frieden leben. "Viele Freunde sind gestorben."

  • Kflezghi (31) aus Eritrea

    Kflezghis Heimatland wird auch das Nordkorea Afrikas genannt.

    Politische Beobachter werfen dem Regime willkürliche Hinrichtungen sowie systematische Folter vor. Bereits vor sechs Jahren flüchtete Kflezghi ins Nachbarland Sudan, weil er vom Militär eingezogen wurde.

    Nach fünf Jahren im Sudan wagte er den gefährlichen Weg nach Europa. Seit einem Jahr ist er in Hannover. "Ich bin sehr glücklich, hier zu leben." Der Fahrer möchte sich weiterbilden und Automechaniker werden.

  • Tesfa (32) aus Eritrea

    "Alles an der Flucht war riskant. Durch die Sahara zu kommen, ist schwierig. Auch dort herrscht Krieg."

    Doch die Diktatur in Eritrea sei noch schlimmer als alle Gefahren der Flucht. Tesfa hat einen
    Studienabschluss in Ökonomie und arbeitete als Lehrer. Weil er gut Englisch spricht, hilft er seinen Landsleuten im Wohnheim.

    "Ich lebe in Freiheit und fühle mich sicher", sagt er über Deutschland. Das Warten, ohne arbeiten zu dürfen, fällt Tesfa allerdings schwer. "Ich habe das Gefühl, meine Ressourcen zu verschwenden." Möglichst bald will er das Geld für seinen Lebensunterhalt selber verdienen.

Wie machen es die anderen? Beispiele und Ideen

  • Bonn

  • München

  • Ulm

  • Bund

Hintergrund

  • Wie ist die Verteilung der Flüchtlinge in Deutschland geregelt?

  • Die Ankunft der Flüchtlinge in den Bundesländern

  • Die erste Unterbringung in Berlin und Brandenburg

  • Wie werden die Flüchtlinge in Berlin und Brandenburg verteilt?

  • Die Kosten für die Flüchtlinge

Auch auf Inforadio.de

Eine Flüchtlingsfrau und ihre Kinder sitzen in Berlin auf dem Gelände des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (Lageso) auf einem Grünstreifen. (Quelle: dpa/Paul Zinken)
dpa

Das europäische Asylsystem

Die Aufnahme von Asylbewerbern ist im gemeinsamen Europäischen Asylsystem geregelt. Unterkunft, Lebensmittel, Kleider und Geld oder Gutscheine gehören zur Basisversorgung, bis das Asylverfahren abgeschlossen ist. Auch wird in der EU-Richtlinie der besondere Schutz Minderjähriger geregelt.  

Geflüchtete Menschen stehen am 31.08.2015 an den Gleisen im Ostbahnhof in Budapest. Sie wollen nach Westeuropa kommen (Quelle: imago/EST&OST)
(Quelle: imago/EST&OST)

Warum gibt es gerade jetzt so viele Flüchtlinge?

Die Zahl der Flüchtlinge weltweit ist so hoch wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Allein in Deutschland werden in diesem Jahr 800.000 Asylsuchende erwartet. Das sind vier Mal so viele wie im vergangenen Jahr und mehr als je zuvor.