Schild am RIAS-Übertragungswagen (Bild: Imago)

- Freie Sender und RIAS-Spione

Nach dem Krieg entwickelte sich das Radio zu einem Massenmedium. Auch der Kalte Krieg wurde im – und mit dem Radio ausgetragen. Zentraler Schauplatz war Berlin. Vanessa Loewel berichtet.

Nach dem Krieg entwickelte sich das Radio zu einem Massenmedium. Auch der Kalte Krieg wurde im – und mit dem Radio ausgetragen. Zentraler Schauplatz war Berlin. Vanessa Loewel berichtet.
Am 13. Mai 1945, nur fünf Tage nach der Kapitulation, wird wieder gesendet. Aus dem Haus des Rundfunks in Berlin, dort, wo bis vor einigen Tagen noch das nationalsozialistische Radio Goebbels Propaganda verbreitet hat, gründet die sowjetische Militärregierung den "Berliner Rundfunk". Die Amerikaner gehen ein Jahr später mit dem RIAS auf Sendung, dem "Rundfunk im Amerikanischen Sektor": "Hier ist RIAS Berlin. Eine freie Stimme in einer freie Welt".

Am Anfang herrscht noch Einigkeit: Es gilt die Regel, dass sich die alliierten Mächte im Radio nicht gegenseitig kritisieren und nicht kritisiert werden dürfen. Doch bald lassen sich die Konflikte nicht mehr verbergen und werden auch im Hörfunk expliziter. 1947 startet der amerikanische Militärgouverneur Lucius D. Clay die "Talk-Back-Kampagne": Von nun an wird zurückgesendet. Der RIAS berichtet live von der Berlin-Blockade oder dem Arbeiter-Aufstand 1953.

Das DDR-Radio reagiert oft erst spät, mit steifen Ansprachen. Der RIAS ist das meist gehörte Radio der Stadt – in West wie Ost. Daran können selbst die Strafen nichts ändern: Wer in der DDR den West-Sender hört, muss mit Gefängnis rechnen. Wer RIAS-Reportern Informationen liefert, riskiert – wegen Spionage – die Todesstrafe. 1955 verkündet das DDR-Radio: "Gestern hat das oberste Gericht der Deutschen Demokratischen Republik den RIAS-Agenten Joachim Wiebach zum Tode verurteilt."
Die Gruppe City zu Gast bei DT 64 (Bild: dpa)
Die Gruppe City zu Gast bei DT 64

Von Mauerbau bis -fall

1954 wird in West-Berlin ein zweiter Sender gegründet - der SFB, dessen Name, "Sender Freies Berlin" schon eine Kampfansage ist. Der Kalte Krieg im Radio spitzt sich zu: Als 1961 die Mauer gebaut wird stellt sich der RIAS direkt an die Grenze – und beschallt die Volkspolizisten: "Und glaubt nicht, was über West-Berlin und die Bundesrepublik verbreitet wird. Vor allem aber: Schießt nicht auf eure eigenen Landsleute!"

Erst Mitte der 60er wird die Entspannungspolitik auch im Radio hörbar: Der DDR-Hörfunk kämpft jetzt nicht mehr mit Strafen, sondern mit neuen Formaten um seine Hörer. Der Jugendsender DT 64 wird gegründet. Sogar West-Musik wird gesendet, leise Kritik wird möglich und gewagt.

Trotzdem: Der Rundfunk bleibt die offizielle Stimme der DDR. Am Tag des Mauerfalls, am 9. November 1989, berichtet der DDR-Hörfunk: "Kein Eindrang am Grenzübergang. Die Schlagbäume sind zwar geöffnet. Aber es ist hier kein Andrang."

Erst mit der Vereinigung verstummt der Kalte Krieg im Radio endgültig. 1991 wird der Rundfunk der DDR abgewickelt, der RIAS stellt 1993 seinen Sendebetrieb ein.

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