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- FIFA-Skandal: De Maizière fordert Reformen

Während ein FIFA-Sprecher in der ARD-Sendung "Günther Jauch" um Schadensbegrenzung bemüht ist und erste zaghafte Konsequenzen ankündigt, bezieht nun auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière Stellung. Der CDU-Politiker betreut auch das Sportressort - und fordert in dieser Funktion grundlegende Neuregelungen beim Weltfußballverband. Im Inforadio bezeichnet er die FIFA als "unbeweglichen Verband", der dringend reformbedürfig sei.

Thomas de Maizière forderte die europäischen Fußball-Verbände auf, sich auf eine gemeinsame Linie zu verständigen. Die jüngsten Korruptions-Vorwürfe zeigten, dass bei der FIFA dringend Reformen nötig seien, sagte der CDU-Politiker im Inforadio. Dazu müsse sich Europa erstmal einig sein. Dies sei offenbar nicht der Fall - wie die Wiederwahl von FIFA-Chef Blatter zeige.

Ein weiteres Problem bei der FIFA sei, dass jedes Land eine Stimme habe - trotz unterschiedlicher Bedeutung im Fußball. Das sei im Deutschen Fußballbund beispielsweise anders. Je unbeweglicher aber ein Verband sei, desto schwieriger werde es, Reformen durchzusetzen, betonte der Innen- und Sportminister.

Neue Vergabe-Richtlinien?

Zaghaft bemüht sich derweil der Weltfußballverband um erste Konsequenzen aus den Korruptionsvorwürfen, die sich neben TV-Vermarktungsdeals auch auf die Vergabe von Weltmeisterschaften beziehen. Am 11. Juni will die FIFA neue Richtlinien für die WM-Vergabe bekanntgeben, kündigte Alexander Koch, stellvertretender Leiter der FIFA-Unternehmenskommunikation, am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch" an. Dabei sollen dann wie von der FIFA einige Male angedeutet auch Punkte wie Menschenrechte oder der Korruptionsindex berücksichtigt werden. An den umstrittenen Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar will die FIFA aber eisern festhalten.

"Blatter kann das nicht wissen"

Koch widersprach Vorwürfen, dass der am Freitag wiedergewählte FIFA-Boss Joseph S. Blatter vom Fehlverhalten der am Mittwoch festgenommenen hochrangigen FIFA-Funktionäre gewusst haben könnte. "Wenn das in der Administration der FIFA in Zürich passieren würde, müsste er das wissen. Aber wenn es in Amerika passiert, kann er es nicht wissen", meinte Koch: "Wie soll ein Mensch etwas davon erfahren, wenn ein Mann aus Katar einem Mann aus Trinidad Geld gibt?" Deshalb seien auch die Rücktrittsforderungen an Blatter überzogen.

FIFA-Dossier

FIFA-Präsident Blatter (Bild: dpa)
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Der FIFA-Skandal und seine Folgen

Der Druck wurde offenbar zu groß: FIFA-Präsident Sepp Blatter hat seinen Rücktritt angekündigt. Damit, so sagt er, wolle er den Weg für eine tiefgreifende Umstrukturierung der Fifa frei machen. Verfolgen Sie die aktuellen Entwicklungen in unserem Dossier - dort finden Sie Fakten, Zahlen, Hintergrundinformationen und Reaktionen seit Beginn des FIFA-Skandals und dem darauf folgenden FIFA-Kongress in Zürich. Zudem können Sie alle Inforadio-Interviews zum Thema noch einmal nachhören.