Alice Weidel und Alexander Gauland sind das Spitzenduo der AfD im Bundestagswahlkampf (Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa)
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#dasbrauchtdeutschland - Weidel und Gauland - Wutbürger sind ihr Ziel

Die AfD wird in den neuen Bundestag einziehen - daran zweifelt niemand mehr. Und auch im Wahlkampf kann die Partei rund um die beiden Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland punkten. Wo immer sie in Deutschland unterwegs sind - sie sorgen für große Aufmerksamkeit. Von Cecilia Reible

Ein Sommerabend im brandenburgischen Jüterbog: Vor einer Gaststätte im historischen Zentrum der Kleinstadt steigt AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland aus seinem schwarzen Volvo. Gegenüber hat sich eine Handvoll Demonstranten versammelt und skandiert: "Nazis raus, Nazis raus!"

Gauland ist in Jüterbog Stargast eines AfD-Bürgerforums. Knapp 150 Menschen sind in dem Lokal versammelt, die Mehrheit von ihnen dürfte weit über 50 sein. Es sind vor allem Männer, aber auch einige Paare sind gekommen. Eine Frau ärgert sich über die Anti-AfD-Demo auf dem Marktplatz: "Wir sind doch alle hier keine Nazis, wir sind ganz normale Bürger!"

Eine ganz normale Veranstaltung

Als Alexander Gauland schließlich das Wort ergreift, wird es im Saal totenstill. Der Mann im karierten Sakko spricht über die Terroranschläge der letzten Zeit, über die Flüchtlings- und Türkeipolitik, über den Doppelpass und den Islam. Anschließend können die Bürger Fragen stellen. Die Atmosphäre ist sachlich, das Publikum freundlich-interessiert, aber zurückhaltend.

Die Bilanz des AfD-Spitzenkandidaten später auf der Rückfahrt: Eine ganz normale Veranstaltung. "Das Interesse ist groß, aber trotzdem nicht so lebendig, wie wir das auch schon erlebt haben", sagt er. "Wo dann auch schon kontroverse Themen diskutiert werden.“

Wahlplakate der Alternative fuer Deustchland (AfD) auf dem Boden in Berlin-Friedrichshain am 14. August. 2017. (Foto: imago / Emmanuele Contini)
Bild: imago s/ Emmanuele Contini

Deutlich lebhafter als in Jüterbog geht es ein paar Tage später im sächsischen Chemnitz zu. Im Vorort Reichenbrand wird Alice Weidel erwartet. Auch hier überwiegen die Männer und die Generation 50 plus. Als die AfD-Spitzenkandidatin eintrifft, muss sie viele Hände schütteln und in Handy-Kameras lächeln.

Bei ihrer Rede bekommt die 38-Jährige immer wieder frenetischen Applaus, zum Beispiel, als sie die erste Amtshandlung der AfD für den Bundestag ankündigt: "Den Untersuchungsausschuss Angela Merkel!" In der anschließenden Fragerunde wird Weidel auf die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz angesprochen, eine Deutsche mit türkischen Wurzeln. "Die Frau, die muss man rausschmeißen", sagt Weidel, "solche Leute muss man achtkantig rauswerfen!"

Aus dem Job rauswerfen, nicht aus Deutschland, das habe sie gemeint, erklärt Weidel später im Auto, auf der Fahrt zum nächsten Auftritt. Sie halte ihre Reden am liebsten frei, sagt die 38-Jährige, ohne Manuskript: "Das kommt ja auch, ich sag jetzt mal, so aus dem Herzen. Das ist ja das, was ich denke. Und das bin ich. Weil, das muss ich ganz ehrlich sagen, ich bin Wutbürgerin. Ich bin wirklich klassische Wutbürgerin, ich empfinde das auch nicht als ein Manko."

Die Zuhörer sind vollkommen überzeugt

Am meisten geklatscht wird in Chemnitz, wenn Weidel die Flüchtlingspolitik attackiert: "Die Bundesregierung hat doch tatsächlich heute beschlossen, den Familiennachzug für insgesamt 390.000 Syrer zu genehmigen!" Diesen Beschluss gibt es nicht. Doch die Zuhörer sind vollkommen überzeugt von der AfD-Spitzenkandidatin.

"Sie ist eine sehr sympathische Frau", heißt es, und: "Sie ist eine sehr souveräne Frau, die nicht nur irgendwelche leeren Floskeln sagt." Oder auch: "Das waren nicht diese üblichen Diskussionen, diese üblichen Phrasen, die man hört, sondern einfach mal ein bisschen was mit Witz, mit Esprit, mit Pep!"

Am Ausgang stehen weitere begeisterte Anhänger Spalier. Doch Alice Weidel muss weiter, Termindruck. "Tschüss, alles Gute, tschüss, danke, mache ich, alles Gute euch, tschüss!" Noch ein Winken aus dem Autofenster, dann braust Alice Weidel davon. In Leipzig wartet man schon auf sie.

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