#dasbrauchtdeutschland - sechs Menschen - Danilo Lucas möchte neue Gesichter in der Politik sehen

Auch wenn es derzeit nicht danach aussieht - trotzdem wünscht sich mancher Bürger nach der Bundestagswahl einen grundlegenden Wandel. Zum Beispiel Danilo Lucas aus Herzberg (Elster) - dessen Bekanntschaft hat Inforadio-Reporter Torsten Sydow gemacht. Lucas sagt, es müsse mal eine ganz neue Partei ran.

Nicht größer als 30 Quadratmeter ist die Backstube vom Bäckermeister Danilo Lucas in Herzberg an der Elster. Hier - zwischen Knetmaschine, Mehlsäcken und Backofen - arbeitet der Mittvieriger gut die Hälfte des Tages. Nur der Sonntag ist für Lucas und seine beiden Mitarbeiter frei.

Wenn der Herzberger Mittelständler an die Bundestagswahl denkt, hofft er auf einen Ruck, der durchs Land gehen müsste: "Man hat's ja jetzt in Frankreich gesehen. Die wollten eine Veränderung, haben eine völlig neue Partei gewählt, einen völlig neuen Mann, den gar keiner kannte. Weil die Leute halt wirklich gesagt haben, die alten Parteien schaffen es nicht und wir versuchen es mal mit einer neuen Linie. Und das scheint jetzt dort im Gange zu sein. Ich glaube nicht, dass so etwas in Deutschland passieren könnte, aber das wäre für dieses Land auch nicht verkehrt."

Hintergrund

- Leere Schaufenster in Herzberg

Herzberg ist nur zwei Jahre jünger als Berlin - urkundlich erwähnt zum ersten Mal im Jahr 1239. Hier leben gut neuntausend Menschen, Tendenz sinkend. Die Kreisstadt an der Schwarzen Elster liegt im Süden Brandenburgs, im Landkreis Elbe-Elster. Nach Sachsen und Sachsen-Anhalt kann man locker mit dem Rad fahren. Natur gibt es genug.

Deutschland ruhe in sich - und Stillstand ist nie gut, denkt Danilo Lucas. Wir brauchen etwas Neues in der Politik, sagt er. Das könnte für ihn die Alternative für Deutschland sein: "Es sind ja keine dummen Leute in der AfD, wie es so gerne immer dargestellt wird. Es sind keine Stiefelträger oder Glatzköpfe, sondern da sind auch Intellektuelle dabei. Leute, die auch ein bisschen was verstehen. Ich habe jetzt zum Beispiel auch gehört, dass sich die Wirtschaft mit der AfD trifft, um die Wirtschaftspolitik mit zu erläutern. Und ich glaube, dass da auch steuerlich gute Ideen herauskommen könnten."

Politisch aktiv zu werden über den Wahltag hinaus, darüber hat Lucas nachgedacht. Am Ende fehle die nötige Zeit für die Kommunalpolitik, sagt er in seiner ruhigen und kontrollierten Art. Andere könnten sich auch besser ausdrücken. Am Ende aber hat ihm immer die Zeit sich einbringen vor Ort, für die Allgemeinheit, das macht Lucas inder Freiwilligen Feuerwehr Gräfendorf: "Ich bin einfach nur Feuerwehr-Mitglied. Einmal mit Monat treffen wir uns. Es müssen Brunnen abgesaugt werden, Ölmaschinen-Wartung, solche Sachen halt. Oder mal einen Wettkampf organisieren. Und wenn ich mal keine Zeit habe, naja, dann kann ich halt nicht mitmachen."

Ein wichtiges Thema: die Steuerpolitik

Mitmachen bei der Bundestagswahl, das will Bäcker Lucas auf jeden Fall. Ob er die AfD wählt lässt er offen. Ausschlaggebend für seine Wahlentscheidung wird sein, was die Parteien und ihre Kandidaten für ihn als Handwerker in den kommenden 4 Jahren anzubieten haben: "Die Gewerbesteuer wird ab einem Einkommen von 25.000 Euro fällig. Wenn man jetzt den Statistiken glaubt, liegt ja der Durchschnittsverdienst eines Arbeiters bei 3.000 Euro. Und da sind 25.000 Euro für einen Handwerker ja sehr niedrig angesetzt. Und dass die Besteuerung schon so zeitig beginnt, daran kann man was ändern."

Wenn der Bundestagswahlkampf mit den Kandidaten aller wichtige Parteien auch in den Elbe-Elster-Kreisstadt Herzberg kommen sollte würde Bäckermeister Lucas mal hinfahren und zuhören. Eine Wahl in 100 Kilometer entfernte Cottbus wäre Lucas zu weit.

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