Wie die Parteien an junge Leute herankommen wollen - Online oder mehr?

Auch wenn es in Deutschland mehr alte als junge Wähler gibt - Erst- und Jungwähler sind für die Parteien eine interessante Gruppe. Immerhin fast fünf Prozent der Wahlberechtigten dürfen bei der Bundestagswahl im September zum ersten Mal ihre Kreuze machen. Die unter 30-Jährigen bilden sogar ein Sechstel der Wähler. Und sie haben ihre favorisierte Partei häufig noch nicht festgelegt. Nur: wie geht man als Wahlkämpfer auf junge Leute zu, ohne gestelzt oder peinlich zu wirken? Unsere Hauptstadt-Korrespondentin Gabriele Intemann hat recherchiert.

"Werde Shitstorm-Trooper! Wir, der Bundesverband der Jungen Liberalen, suchen für unsere Bundestagswahl-Kampagne Shitstorm-Trooper in unserem Social Media Warroom in Berlin."

Mit diesem Text suchen die Jungen Liberalen im Internet Wahlkampfhelfer für die Bundestagswahl. Die Stormtrooper aus der Starwars-Serie sind dabei mehr ein Marketing-Gag, gibt der der Leiter der Kampagne, Florian Ott, freimütig zu: "Da steckt weniger Konzept und tiefgründige Überlegungen hinter, als einfach das Verständnis dafür, dass es ein ziemlich gut funktionierender Begriff bei jungen Leuten ist und ganz gut auf den Punkt bringt, was im Social Media Warroom passieren soll und was wir im Rahmen unserer Kampagne machen möchten."

Online und Soziale Medien spielen die zentrale Rolle im Wahlkampf der Jungen Liberale. Auch wegen des Erfolgs bei den letzten Landtagswahlen, erklärt Ott: "In Schleswig-Holstein war es beispielsweise so, dass keine andere Partei in keiner anderen Altersgruppe so viel hinzugewonnen hat wie die FDP bei den 18 bis 24-Jährigen." 

Doch auch bei den Jungen Liberalen findet Wahlkampf nicht nur digital statt. "Wir werden auch offline-Wahlkampf machen", sagt Ott. Allerdings weniger an Haustüren und auf Marktplätzen. "Wir wollen da sein, wo unsere Zielgruppe ist. Schließlich ist die weniger mittwochs um neun auf dem Wochenmarkt oder samstags um zehn in der Fußgängerzone, sondern vielleicht viel eher am Wochenende im Freibad, abends beim Grillen im Park oder vor dem Kino."

Auch die SPD setzt bei den jungen Wählern auf ihre Jugendorganisation, sagt
Vize-Parteichefin Katharina Barley: "Unsere Jusos machen eine ganz eigene Kampagne, auch eine unabhängige von uns."

Input von der Jugend

Vor allem aber sorgen die Jusos auch dafür, dass jugendliche Inhalte ins Programm kommen. Eine Wunschliste gab die Juso-Vorsitzende Johanna Ueckermann dem Kanzlerkandidaten Martin Schulz auf der Jungendkonferenz im März mit auf den Weg. "Wir wollen, dass endlich mehr investiert wird, insbesondere natürlich in Schulen, in Bildung, auch in die Berufschulen, dass mehr getan wird für die Digitalisierung und für unsere Infrastruktur."

Fast alle Juso-Themen schafften es in den Entwurf des SPD-Wahlprogramms. Auch in den anderen Parteien liefern die Jugendorganisationen Impulse bei den Themen. Ein wichtiger Input auch für die Bundestagswahl. Denn jede Wählergruppe habe ihre eigenen Motive, sagt der Wahlkampfleiter der CDU, Stefan Hennewig: "Da muss die CDU mit ihrer Programmatik das passende Angebot haben. Wenn das nicht da ist, nützt auch die beste Kampagne nichts. Erst kommt die Botschaft, und dann kommt das Mittel, mit dem ich sie transportiere."

Dieses Transportmittel kann Facebook sein, aber auch noch jüngere Kanäle wie Snapchat oder Instagram. Bei den Jungen Liberalen werden dafür bald die Shitstorm-Trooper zuständig sein. Im Social Media Warroom.

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