Bärenzeit im Inforadio - die 66. Berlinale

Das war sie, die 66. Berlinale! Am Sonntag ging das Film-Festival mit dem traditionellen Publikumstag zu Ende. Dabei wurde noch einmal eine Auswahl der Filme gezeigt. In diesem Jahr waren mehr als 400 Werke aus aller Welt zu sehen. Der Goldene Bär, der wichtigste Preis im Wettbewerb, ging dabei nach Italien: Gewonnen hat der Flüchtlingsfilm "Fuocoammare" von Gianfranco Rosi - eine Doku über die Mittelmeerinsel Lampedusa. In unserem Dossier gibt es die Highlights des Programms zum Nachhören und - lesen: Berichte rund um das Festival, Besprechungen sämtlicher Wettbewerbsfilme und Interviews mit den Stars! 

Moderatorin Anke Engelke (li.) spricht am 21.02.2016 mit den Mitgliedern der Berlinale-Jury (Quelle: dpa)
AP
Fazit von Reiner Veit

Bilanz der Berlinale: Man möchte die Jury küssen

Mit einem Publikumstag und einer Auswahl von Filmen aus allen Sektionen des Festivals, ging am Sonntag die Berlinale zu Ende. Am Samstagabend waren bereits im Berlinale Palast die silbernen und der eine goldene Bär verteilt worden. Die Jury war - mit Meryl Streep als deren Präsidentin - hochkarätig und charismatisch besetzt. Aber waren es auch die Filme? Eine Bilanz des 66. Berliner Filmfestes zieht Reiner Veit.

Wettbewerb: Die bisherigen Filmkritiken

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  • Fr, 19.02.2016 

    United States of Love

    "United States of Love" von Tomasz Wasilewski spielt im Polen der frühen 90er Jahre. Der Regisseur zeichnet ein atmosphärisches Bild des Polens vor rund 25 Jahren - voll Agonie, Melancholie, den Umbrüchen zum Trotz. Über die politischen Hintergründe erfährt man wenig, es geht um die Menschen und ihre Geschichten. Aber diese Menschen und ihre Welt bleiben ein künstliches Gebilde, das einen kalt lässt, findet Filmkritikerin Barbara Wiegand.

  • Wettbewerb 

    Saint Amour

    In "Saint Amour" geht es um einen Viehzüchter, der mit seinem Sohn auf einer Landwirtschaftsmesse versucht, mit seinem Zuchtbullen einen Preis zu bekommen. Besagter Sohn zieht es vor aus Frust über das Bauerndasein von Weinstand zu Weinstand der Messe zu ziehen. Eine manchmal etwas übertrieben klamaukige, aber über weite Strecken heitere Liebeserklärung an die Liebe und das einfache Leben, findet Barbara Wiegand.

  • Neue Einsichten und Ansichten: Mapplethorpe

    Mehrere Filme waren während der Berlinale Fotografen gewidmet. Der bekannteste von ihnen dürfte Robert Mapplethorpe sein - eine Ikone der Fotografie des 20. Jahrhunderts. Reiner Veit kann "Mapplelthorpe - Look at Pictures" sehr empfehlen. Der Film spürt dem Zusammenspiel von Leben und Arbeit des Fotografen nach: Neue Einsichten und Ansichten auf einen Mann und sein Werk.

  • Wettbewerb 

    A Lullaby to the Sorrowful Mystery

    Der längste jemals um den Goldenen und die silbernen Bären konkurrierende Film "A Lullaby to the sorrowful Mistery" dauerte acht Stunden und führt uns auf die Philippinen Ende des 19. Jahrhunderts und zu ihrem gescheiterten Unabhängigkeitskampf. Ein Film über Kollaboration und Egoismus, brutale Gewalt, Selbstmitleid, schamhaftes Verschweigen, aber auch viel Trauer und Wärme - Harald Asel hat acht Stunden im Kino ausgeharrt.

  • Wettbewerb 

    Des nouvelles de la planète Mars

    Außer Konkurrenz lief am Mittwoch im Wettbewerb der französische Film "Des nouvelles de la planète Mars" - Neuigkeiten vom Mars. Das Leben eines geschiedenen Familienvaters gerät langsam aus der Umlaufbahn. Barbara Wiegand hat sich den etwas anderen Familienfilm des Regisseurs Dominik Moll angesehen. Ihr Fazit: Unterhaltsamer Schwarzer Humor, mit Einschränkungen.

  • Wettbewerb 

    The Commune - "Kollektivet"

    Um frischen Wind in ihre festgefahrene Ehe zu bekommen, gründen Erik und Anna im geerbten großzügigen Haus mit Seezugang eine Kommune. Als die attraktive Studentin Emma zur bunten Truppe hinzukommt, gerät alles aus den Fugen. Unser Kinokritiker Harald Asel hat sich den dänischen Wettbewerbsfilm angeschaut - und dabei hervorragende Schauspieler erlebt.

  • Wettbewerb 

    Zero Days

    Ein oscarprämierter Dokumentarfilmer geht einem geheimnisvollen Computervirus nach - und kommt ungeahnten Urhebern auf die Schliche. Im Film des US-Regisseurs Alex Gibney berichten Insider von der Entwicklung des Programms "Olympic Games", einer Software, die im Bruchteil von Sekunden die Infrastruktur ganzer Staaten lahmlegen kann. Unser Kinokritiker Harald Asel hat einen Film mit gewissen Längen gesehen, der trotzdem "erstaunlich nachvollziehbar" und spannend ist.  

  • Wettbewerb 

    Chi-Raq

    Auf der Berlinale war am Dienstag quasi USA-Tag: Alle drei Filme des Wettbewerbs spielten in den Vereinigten Staaten. Auch "Chi-Raq" von Spike Lee, der außer Konkurrenz gezeigt wurde. Ein Film über Waffengewalt in den USA, basierend auf antikem Stoff, auf der Komödie "Lysistrata" von Aristophanes. Bei Harald Asel ließ der Film einen schalen Geschmack von Kunstgewerbe zurück.

  • Wettbewerb 

    Genius

    New York in den 1920er Jahren: Der Lektor Max Perkins (Colin Firth) betreut die künftigen Schriftstellergrößen Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald. Plötzlich fällt ihm ein 1000-seitiges Manuskript des unbekannten Thomas Wolfe in die Hände. Es wächst eine einzigartige Männerfreundschaft heran. Reiner Veit hat sich den Film angesehen und ist begeistert.

  • Wettbewerb 

    Soy Nero

    Der Film erzählt die Geschichte des jungen Mexikaners Nero, der um alles in der Welt US-Bürger werden will. Für die heißersehnte Greencard meldet er sich sogar freiwillig zum amerikanischen Militärdienst - und landet plötzlich in den Kriegswirren des Mittleren Ostens. Reiner Veit hat sich den Wettbewerbsfilm von Rafi Pitts angesehen - und findet keine lobenden Worte.

  • Wettbewerb 

    Chang Jiang Tu

    Als dritter Wettbewerbsfilm der Berlinale am Montag war eine Premiere aus China dran: "Crosscurrent" (Chang Jiang Tu), ein Film, der mit poetischen Texten und mit atmosphärischen, einfachen Bildern einem Schiff auf seiner Fahrt über den Yangtsefluss folgt. Harald Asel hat sich den Film angesehen, nur konnte er darin keine Mitteilung entdecken.

  • Wettbewerb 

    Death in Sarajevo

    Sarajevo, 28. Juni 2014: Im Hotel Europa sollen 100 Jahre nach dem Attentat, das letztlich zum Ersten Weltkrieg führte, internationale Staatsgäste residieren. Gleichzeitig herrscht unter den Hotelangestellten dicke Luft: Seit Monaten ohne Lohn wollen sie streiken. Reiner Veit hat sich den bosnischen Wettbewerbsbeitrag von Danis Tanovic angeschaut - und ist begeistert.

  • Wettbewerb 

    Alone in Berlin

    Juni 1940 in Berlin: Die NS-Propaganda verkündet den Sieg über Frankreich. Gleichzeitig versinkt eine Familie in Prenzlauer Berg in tiefer Trauer. Ein desillusioniertes Arbeiterehepaar probt den Aufstand und verteilt Postkarten, bis ihm SS und Gestapo auf die Schliche kommen. Unser Kritiker Reiner Veit kann die Verfilmung des Hans-Fallada-Romans "Jeder stirbt für sich allein" leider nicht weiterempfehlen.

  • "Quand on a 17 ans"

    Sehr stark vertreten bei der Berlinale sind in diesem Jahr die Franzosen. "Quand on a 17 ans“ – "Mit 17 Jahren" von André Techiné klang vielversprechend –Barbara Wiegand sah dann aber doch nur eine bemühte Coming Out – Geschichte, die den Zuschauer nicht packen kann, weil der Plot immer wieder zu konstruiert wirkt.

  • Wettbewerb 

    Midnight special

    "Midnight special" fängt als Familiendrama an, ein Vater entführt seinen achtjährige Sohn. Dann wird der Film zum Roadmovie mit viel Geballer, streift die Endzeitreligiösität im us-amerikanischen Süden, landet bei übersinnlichen Phänomenen und am Ende ist es wie ET, nur nicht mit echsenartigen Außerirdischen. Spätestens, wenn eine futuristische Stadtlandschaft mitten in den Sümpfen am Golf von Mexiko erscheint, stößt die gnadenlose Ironiefreiheit des Films bitter auf. Man möchte das Weite suchen, meint Harald Asel.

  • Wettbewerb 

    Hedi

    "Hedi" aus Tunesien ist ein wichtiger Film, der in der Zeit nach der Arabellion spielt, mit einer großartigen Hauptfigur namens Hedi, ein Autovertreter, der heiraten soll. Doch auf einer nicht gerade erfolgreichen Vertreterreise verliebt er sich urplötzlich in einem ziemlich leeren Touristenhotel in eine Animateurin. Leider sind um Hedi herum zu viele Versatzstücke soaphaften Charakters versammelt. Ein Film, der sich vielleicht zu klein macht und daher allzu rasch vergessen wird. Schade – findet Harald Asel.

Die bisherigen Gespräche

  • Gespräch mit Don Cheadle

  • Gespräch mit Emma Thompson

  • Gespräch mit Colin Firth

  • Gespräch mit Kirsten Dunst

  • Gespräch mit Julia Jentsch

  • Gespräch mit den Coen-Brüdern

  • Gespräch mit Lars Eidinger

Die Berlinale-Reportage

Kurzfilme bei der Berlinale

Filmlängen-Bilanz der diesjährigen Berlinaler: Zwölf Stunden läuft der längste Film, vier Minuten der kürzeste. Dass man sich in zwölf Stunden gut ausbreiten kann, ist leicht nachvollziehbar, aber in vier Minuten? "In The Soldier's Head" ist einer der 26 Beiträge im Kurzfilmwettbewerb "Berlinale Shorts". Jakob Bauer hat sich bei den Machern umgehört: Warum übt diese Form eine solche Faszination auf sie aus?

Die bisherigen Reportagen

  • Kein Film ohne Musik

  • Willkommenskultur bei der Berlinale

  • Mehr Aufmerksamkeit für Filme von Frauen

Berlinale-Tipp

Berlinale-Tipp

- Zeitzeugen-Porträt: "Der Ost-Komplex"

Mario Röllig wurde 1987 in Ungarn wegen versuchter Republikflucht festgenommen und 1988 von der BRD freigekauft. Heute hat er eine Mission: Er will aufklären über die DDR. Jochen Hick zeichnet in "Ost-Komplex" ein vielschichtiges Porträt des Zeitzeugen Mario Röllig: Ein komplexer Film über einen komplexen Menschen, resümiert Reiner Veit, und kann "Ost-Komplex" nur empfehlen.

- Liebe, Sehnsucht, Leidenschaft: Théo et Hugo dans le même bateau

Paris. In einer Sommernacht: Théo und Hugo lernen sich kennen und verlieben sich - sehr. Reiner Veit hat sich "Théo et Hugo dans le même bateau" von Jacques Martineau und Olivier Ducastel in der Berlinalereihe "Panorama" angesehen, und für ihn war es einer der schönsten Liebesfilme, den er in letzter Zeit gesehen hat.

Piotr Lewandowski: Jonathan

- "Jonathan": Schön, traurig und hoffnungsvoll

Reiner Veit hat sich in den letzten beiden Wochen Teile des Berlinale-Programms angesehen auf der Suche nach Filmen, die er ganz besonders ans Herz legen möchte. Zum Beispiel "Jonathan" von Piotr Lewandowski, der in der Berlinale-Reihe "Panorama" zu sehen ist.

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Lieblingsort: Berlinale

Inforadio hatte wieder eingeladen zu einer ganz besonderen Entdeckungstour: Mit Inforadio-Kulturredakteur Reiner Veit ging es zur Berlinale am Potsdamer Platz. Inforadio-Hörerin Margita Dihlmann und Inforadio-Hörer Volker Rux hatten unseres Rätsels Lösung gefunden (die richtige Antwort war übrigens C: Der längste Film bei der diesjährigen Berlinale dauert geschlagene 720 Minuten!) und begleiteten unseren Filmexperten zunächst in die Deutsche Kinemathek, wo sie durch das - nicht öffentliche - Marlene-Dietrich-Archiv geführt wurden. Danach ging es ins Inforadio-Berlinale-Studio und schließlich durften unsere Gewinner auch noch den Wettbewerbsfilm "Zero Days" im Berlinale-Palast ansehen! Wie es den beiden gefallen hat, können Sie hier sehen und hören.

Die Berlinale bei rbb online

Die Kollegen von rbb online.de haben alles Wissenswerte rund um die 66. Berlinale zusammengetragen - sie werfen zudem einen Blick zurück auf die Geschichte der Filmfestspiele, erinnern an die größten Skandale des Festivals und verraten, wer der heimliche Star in Berlin ist.